Semiramis.
Ein Bote naht, der schlimme Kunde bringt:
Der Aufruhr tobt durch deiner Hauptstadt Gassen,
Das Volk und Heer hat dein Panier verlassen,
Flieh’, Königin, eh’ man bis hierher dringt!
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Und wie die Magd die letzten Knoten schlingt
Des goldnen Haares, bleibt sie still, gelassen;
Semiramis braucht sich nicht erst zu fassen,
Sie kennt die Macht, die jeden Feind bezwingt.
Verachtend kühn des Augenblicks Gefahren,
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Entschlossen zeigt sie sich den Meuterschaaren
In königlichem Schmucke, nur ein Weib —,
Doch welch’ ein Geist belebt den schwachen Leib!
Ja, solcher Hoheit, solcher Schönheit Macht
Weicht die Empörung, wie dem Tag die Nacht.