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doch keinen Augenblick mißverstanden werden. Eine kara-kirgisische Baranta (Räuberschaar) von beiläufig 30 Mann hatte die Kaufleute überfallen, ihr Gepäck mit Beschlag belegt, ihnen ihre im Gürtel, auf der Brust, in den Schuhen versteckten Kostbarkeiten abgenommen und würde ihr einträgliches Geschäft zu Ende geführt haben, wenn sie nicht die nahenden Klänge eines Kosakenliedes stutzig gemacht und der Anblick dreier russischer Reiter in die Flucht gejagt hätte. Das Gros der kleinen Armee war unterdeß herangekommen, und ihr Führer forderte Freiwillige zur Verfolgung der noch sichtbaren Räuber auf. Fünfzehn Mann meldeten sich, und es begann nun eine Hetzjagd, die zuletzt damit endigte, daß sieben Verfolgte auf müden Pferden im Schritt voran, und drei Verfolger einzeln und ebenfalls im Schritt in ziemlicher Entfernung hinterherritten, bis diese, um dem Schicksal der Curiatier zu entgehen, sich entschlossen, umzukehren, wobei sie noch die von Jenen weggeworfenen Waffen und Oberkleider einsammeln und als Trophäen zum abendlichen Bivouac zurückbringen konnten. Mit dieser ethnographischen Erfahrung schloß der erste Reisetag. In den folgenden Tagen klärte das Wetter sich auf, und der schneebedeckte Kamm des Alatau trat zur Linken in aller Pracht hervor, um 2 Uhr Nachmittag zeigte das Thermometer am 5. October 18° C. in einer Höhe von etwa 3000′ über dem Meere. Auf der Hochebene, in der hier gerastet wurde, bestand die Vegetation aus hohen, theils verbrannten, theils vertrockneten Kräutern. Einige Pflanzen standen noch in Blüthe, so die hohe wilde Stockrose (Althaea nudiflora), die Lavathera thuringiaca, Cichorium intybus, Glycyrrhiza asperrima und Sophora alopecuroides, ferner auf sandigen Hügeln Peganum harmala und Calligonum. Das Nachtlager wurde an diesem Tage in einer Meereshöhe von 3600 Fuß am Ufer des Kastek aufgeschlagen. Von Wärnoje bis hierher waren etwa 11 Meilen zurückgelegt. Am 6. October ging die Reise in dem gewundenen Thale des Kastek aufwärts in der allgemeinen Richtung nach Süd. Das Wetter war klar; um 7 Uhr Morgens 10,3 Grad C. Rechts lag der abgerundete Gipfel des Ssuok-Tübbe, etwa 9000 Fuß hoch, links die Berge Ssary-Tschebyr. Nach einer Stunde Wegs traten an den hohen Bergseiten des Thales die ersten festen Gesteine zu Tage, anfangs dunkler Kalk, dann grobkörniger Granit, der sich auf 4 Stunden Wegs hinauf erstreckt, indem er zuletzt den Glimmer verliert. Nach fünfstündigem Marsche gelangte der Zug an die Stelle, wo der Kastek aus 2 Quellbächen zusammenfließt.[1] Man folgte dem südöstlichen Laufe, da der südwestliche zu

Anmerkungen

  1. Im untern breiten Theile des Kastek-Thales war es, wo Ssäwerzof (s. Bd. II, Heft 1, S. 82 dieser Zeitschrift) die ersten Spuren ehemaliger Gletscher, Moränenbildungen [119] fand. Es sind hohe Steinwälle auf der linken Seite des Flusses, zuweilen bis 200 Fuß hoch, die an den Stellen, wo Querspalten vom Ssuok-Tübbe zum Kastek hinabgehen, senkrecht durchschnitten sind von ähnlichen Wällen. Ssemenof hat, wie wir im Voraus bemerken wollen, Erscheinungen dieser Art hier und anderwärts unbeachtet gelassen.
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Verschiedene: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Vierter Band. Dietrich Reimer, Berlin 1869, Seite 118. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_IV.djvu/134&oldid=- (Version vom 1.8.2018)