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nahe an die damals noch chokandsche Festung Tokmak geführt hätte. Bald trat Hornstein zu Tage, das Aufsteigen wurde immer steiler, ferner zeigten sich zwischen den Granitmassen auch Adern und Stücke von Porphyr. Dieser Porphyr umschloß auf graulicher Grundlage kleine rothe Krystalle von Feldspath, hellgraue Oligoklase, war aber frei von Quarz. Weiterhin nahm der Porphyr eine dunkle, fast schwarze Grundfarbe an, aus der nur hellgraue Krystalle von Feldspath hervorstachen. Nach mehr als sechsstündigem Marsche näherte man sich der Spitze des Passes, den die Wegweiser Beissenyn-Assy nannten. Zuvor noch wurde Gneiß bemerkt, der im Thian-Schan und beiden Alatau selten auftritt. Dieser grobkörnige Gneiß zeigte sehr deutlich seine charakteristische Schichtung und war reich an Glimmer. Bald darauf stieß man auf einen künstlich aufgeschütteten Haufen Steine, aus dem trockene Zweige mit daran gehängten bunten Lappen (Opfergaben für die Berggeister) hervorragten; so bezeichnen, sagt Ssemenof, die Kirgisen gewöhnlich die Spitzen ihrer Gebirgspässe. Auf der Höhe des Passes bestanden die Felsen aus porphyrartigem Granit, dessen Grundlage hellrother Feldspath bildete, in welchem Krystalle desselben Feldspaths und Quarzkörner eingestreut waren. Die Vegetation war hier verwelkt, das Thermometer stand etwas unter 0 Grad, der Wind war kalt und schneidend. Die Höhe des Passes schätzte der Reisende auf etwa 7600 Fuß. Klar erkennbar war von hier die Theilung des Trans-Ilischen Alatau in 2 Parallelketten, die sich nach links in die Ferne verloren, auf der Höhe mit Schnee bedeckt. Nach vorn hin, aber auch zur linken Hand, fiel der Blick in die dunkle Oeffnung der Schlucht von Buam, gerade aus erhob sich die Wand des Kirgisnyn-Alatau, welcher von dieser Schlucht aus die südliche Parallelkette des Trans-Ilischen Alatau nach Westen fortsetzt; zu Füßen lag das ziemlich breite Thal des Tschu mit dem Silberbande des vielfach gewundenen Flusses. Der Weg abwärts führte nach ¾ Stunden in das enge wilde Thal des Beissenyn-Bulak, in welchem auf einer Höhe von 6500 Fuß das Nachtlager genommen werden mußte.

Am andern Morgen war das Zelt des Reisenden bereift, das Thermometer zeigte früh 7 Uhr −1,5 Grad C., es schneite. Nach dem Aufbruche ging es 2 Stunden steil abwärts auf einem mit Granitblöcken besäeten und theilweise mit frischgefallenem Schnee bedeckten Wege. Dann zeigten sich vertical erhobene Schichten von außerordentlich


fand. Es sind hohe Steinwälle auf der linken Seite des Flusses, zuweilen bis 200 Fuß hoch, die an den Stellen, wo Querspalten vom Ssuok-Tübbe zum Kastek hinabgehen, senkrecht durchschnitten sind von ähnlichen Wällen. Ssemenof hat, wie wir im Voraus bemerken wollen, Erscheinungen dieser Art hier und anderwärts unbeachtet gelassen.
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Verschiedene: Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Vierter Band. Dietrich Reimer, Berlin 1869, Seite 119. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Zeitschrift_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_Erdkunde_zu_Berlin_IV.djvu/135&oldid=- (Version vom 1.8.2018)