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Bernhard Grueber: Peter von Gmünd genannt Parler. In: Württembergische Vierteljahrshefte für Landesgeschichte. Jahrgang I.

am selben Gebäude sein Zeichen bald auf einem Schilde, bald in einfacher Gravirung angebracht hat, wie es unter andern die Gmünder und die Roritzer gethan haben. Hie und da kommt vor, daß der Geselle, wenn er das Meisterrecht erlangte, sein schon angenommenes Zeichen durch irgend eine Zuthat, einen Strich, Haken, Punkt u. dgl. bereicherte. In einigen Gegenden war es der Meister, welcher bei der Freisprechung dem Gesellen das Zeichen aussuchte und vorschrieb, an andern Orten war es der Geselle, welcher nach eigenem Geschmack das Zeichen wählte. Die erstere Sitte scheint die verbreitetere gewesen zu sein; wo sie herrschte, ist der schulmäßige Zusammenhang, besonders der Familienglieder, am leichtesten aufzufinden, weil Kinder und Enkel dasselbe Zeichen beibehielten, nur daß Jeder eine kleine Bereicherung vornahm.

An manchen Denkmalen des XII. und XIII. Jahrhunderts kommt nur ein einziges Zeichen, höchstens zwei vor: diese sind unbedingt als Meisterzeichen anzuerkennen. Anderwärts ist jedes Werkstück mit einer Marke versehen, in welchem Falle die Marke zur Kontrole diente, um die in Akkordarbeit ausgeführten Arbeiten bei der Uebernahme nachzählen und mustern zu können. Endlich gebrauchte man auch Konstruktionsmarken, um bei schwierigen Aufstellungen, besonders von Bogen, Gewölberippen, Schlußsteinen etc. das Versetzen zu erleichtern.

Ohne die Hausmarken einzubeziehen, kommen in Süddeutschland viererlei Arten von Steinmetzzeichen (signes lapidaires) vor:

a. Allgemeine Gesellenzeichen, die ursprüngliche Form, einfach in die Quader eingegraben;
b. Meisterzeichen auf Schilden, erst von der Mitte des XIV. Jahrhunderts an üblich;
e. Kontrolmarken, hie und da, z. B. an der Schottenkirche in Regensburg, dem Wartthurm in Klingenberg, jedoch nur ausnahmsweise eingeführt; endlich
d. Konstruktionsmarken (marques d’appareilleurs), in der Regel klammer ähnlich und leicht zu erkennen[1].

Heinrich Arler von Gmünd, der Stammvater der Familie, soll nach den Untersuchungen Mauch’s ein dem Buchstaben H nachgebildetes Zeichen geführt

haben. Indeß wird ein eigentliches Meisterzeichen in der Kreuzkirche zu Gmünd nicht getroffen, obwohl man an den ältesten Bautheilen, dem Chorschlusse und Südportale öfters das H in nebenstehenden Formen erblickt. Es werden aber auch andere Buchstaben, besonders das A und K zu wiederholten Malen getroffen, weshalb auf obige Zeichen kein übergroßes Gewicht zu legen ist. Die dem Heinrich zugeschriebene Marke (1),

welche den ersten Anlaß gab, eine nähere Verwandtschaft zwischen den Künstlerfamilien von Gmünd und Ensingen anzunehmen, konnte bei den neuerlich gepflogenen Untersuchungen der Kreuzkirche nicht entdeckt werden; doch zeigt der erste von den obigen drei Buchstaben Aehnlichkeit mit den Zeichen des Ulrich und Mathäus Ensinger (2), welche der Vergleichung wegen hier beigeschaltet sind.


  1. Es sei hier bemerkt, daß das Aufsuchen und Vergleichen der Steinmetzzeichen den mühevollsten und zeitraubendsten Arbeiten gehört. Auch hat man sich sehr zu hüten, die oft ähnlichen Haus- und Hofmarken mit den Steinmetzzeichen zu verwechseln. Uebrigens kommen auch Fälle vor, daß die Hausmarken zugleich als Steinmetzzeichen dienten, wenn nemlich der Hausbesitzer ein Steinmetz war.
Empfohlene Zitierweise:
Bernhard Grueber: Peter von Gmünd genannt Parler. In: Württembergische Vierteljahrshefte für Landesgeschichte. Jahrgang I.. H. Lindemann, Stuttgart 1878, Seite 198. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:WuerttVjhhLG_Jhg_01.djvu/206&oldid=- (Version vom 1.8.2018)