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Bernhard Grueber: Peter von Gmünd genannt Parler. In: Württembergische Vierteljahrshefte für Landesgeschichte. Jahrgang I.

Einkünfte[1]. Die Mitglieder wurden vom Kaiser ernannt und genossen große Vorrechte, so daß die Ernennung zum Mansionär als besondere Auszeichnung galt. Nun scheint die im Triforium angebrachte Portraitbüste Peters eine Art Ordenskleid zu tragen, auch kommt in der erwähnten Verhandlung von 1383 eine Stelle vor, dahin lautend, daß der Meister nicht in seinem eignen Hause, sondern im Gebäude der Metropolitan-Mansionäre gewohnt habe. Die Stelle ist allerdings unklar, wurde aber von Dr. Ambros wie von mir in dem Sinne verstanden, daß Peter Mansionär gewesen sei[2]. Da aber nur von der Wohnung die Rede ist und das Haus des Meisters neben dem der Mansionäre lag, soll hier nur eine Vermuthung ausgesprochen sein.

Es erübrigt noch, die der Gmünder Familie angehörenden Steinmetzzeichen zu besprechen und zugleich einige erklärende Worte über den Gebrauch und die Bedeutung der Zeichen beizufügen, da in dieser Beziehung noch sehr viele Fragen zu erledigen sind und der endgiltigen Lösung harren.


VII. Die Steinmetzzeichen der Meister von Gmünd.

Ueber die Steinmetzzeichen, welche schon zu den seltsamsten Hypothesen und Mißgriffen Anlaß gegeben haben, sind einige allgemeine Bemerkungen vorauszusenden. Daß diese Zeichen ihrem Wesen und Zwecke nach nichts anderes als Monogramme seien, ist jetzt mit ziemlicher Einhelligkeit anerkannt worden; doch sind durch die verschiedenen Handwerksgebräuche und örtlichen Verhältnisse allerlei Nebenbedeutungen dem ursprünglichen Zwecke beigemengt worden, so daß die an dem einen Orte giltige Regel manchmal anderwärts keine oder geringe Giltigkeit besitzt. Auch gehören die Steinmetzzeichen nicht dem Mittelalter und noch weniger dem germanischen Stamm an; sie kommen bereits an den römischen Denkmalen der Kaiserzeit vor und mögen sogar noch weiter zurückgreifen. Die ältesten in Deutschland vorkommenden Zeichen (Marken) sind dem römischen Alphabet, etwas später der gothischen Majuskelschrift entnommen, auch trifft man Kreuze, Dreiecke, Rauten und römische Zahlzeichen. Im XIV. Jahrhundert nahmen geometrische Figuren, aber meist einfacher Art, überhand; auch Handwerksinstrumente, Winkel, Hammer, Maurerkellen u. dgl. wurden aufgenommen. Ihre größte Verbreitung gewannen die Marken im XV. Jahrhundert, als es üblich wurde, daß jeder Geselle bei der Freisprechung (Ausweisung) sein besonderes Zeichen erhielt. Aus dieser Zeit schreiben sich die künstlichen geometrischen Bilder, Buchstabenverschlingungen und komplizirten Figuren, in denen man Ueberbleibsel der Runenschrift erblicken wollte, die aber nur durch das Bestreben entstanden sind, fortwährend neue Zeichen aufzufinden. Die Berechtigung der Gesellen, ihre Marken an den von ihnen ausgeführten Arbeiten anzubringen, hatte die natürliche Folge, daß die Meister nach einer Auszeichnung strebten. So entstanden die Meisterzeichen, welche häufig in erhabener Arbeit an hervorragenden Stellen angebracht, auch auf Schilde gesetzt wurden, während die Gesellen ihre Zeichen nur am laufenden Mauerwerk einfach mit dem Schneidmeißel eingraben durften. Dabei kommt vor, daß mancher Meister


  1. Die Stiftungsurkunde befindet sich im Archiv des Prager Domkapitels. König Wenzel erlaubte im Jahr 1400, daß die nicht geistlichen Mansionäre künftighin sich auch weihen lassen dürften. Mansionäre gab es in Italien, Frankreich und England, aus welch letzterm Lande die Bezeichnung zu stammen scheint; sie hatten überall andere Statuten. In Böhmen verschwindet der Orden spurlos im Anfang der Hussitenkriege.
  2. Dr. Ambros, Der Dom zu Prag S. 51, ferner S. 71.
Empfohlene Zitierweise:
Bernhard Grueber: Peter von Gmünd genannt Parler. In: Württembergische Vierteljahrshefte für Landesgeschichte. Jahrgang I.. H. Lindemann, Stuttgart 1878, Seite 197. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:WuerttVjhhLG_Jhg_01.djvu/205&oldid=- (Version vom 1.8.2018)