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Bernhard Grueber: Peter von Gmünd genannt Parler. In: Württembergische Vierteljahrshefte für Landesgeschichte. Jahrgang I.


In den Dombaurechnungen und den Verzeichnissen der im Jahre 1348 gegründeten Lukasbruderschaft werden noch sehr viele Namen von Bildhauern, Ornamentisten und sonstigen Werkleuten genannt, aber meist nur Taufnamen, von denen nicht entschieden werden kann, ob die Träger gewöhnliche Hilfsarbeiter oder Künstler waren. Von den Bildhauern und Formern mögen viele durch Peter unterrichtet worden sein, allein die wenigsten haben einen Wirkungskreis in Böhmen gefunden: sie zerstreuten sich bei dem Ausbruche der hussitischen Revolution nach allen Ländern, um, wo es gerade Arbeit gab, ein dürftiges Unterkommen zu finden. Von 1418 bis gegen 1450 wurde in Böhmen kein künstlerisch angeordnetes Werk ausgeführt: die Schule hatte daher keine Gelegenheit, sich naturgemäß zu entwickeln. Leere Namen zu wiederholen, erscheint aber eben so überflüssig als störend; der Name Jungkherr aber, welchen wir schon beziehungsweise ausgesprochen haben, darf an diesem Orte nicht übergangen werden.

(Schluß folgt).     


Gedichte von Frischlin und Crusius.

Beim Durchgehen alter Drucke der kgl. öff. Bibliothek zu Stuttgart finde ich eine Druckschrift von zwei Bogen in Quart, mit dem Titel: Propemptica in honorem venerabilis et ornatissimi viri, Domini M. Bernardini Staineri, pastoris Bihelensis, in Carinthiam Euangelion annunciatum vocati, & Tubinga V. Jd. Octob. discedentis scripta. Tubingae. Anno M. D. LXXVIII. Der Titel trägt das Buchdruckerzeichen von Georg Gruppenbach, das über den Drachen hinschreitende Lamm, obwohl einfacher als auf andern Werken dieser Offizin. Die Schrift enthält lateinische Gedichte von Erhard Cellius, Leonhard Engelhart, Matthias Anomoeus, sowie ein hebräisches von Johann Bartenbach nebst lateinischer Uebersetzung von Jakob Präntel; welche alle ich sonst nirgends gefunden habe. Von mehr Interesse mögen die Beiträge von Frischlin und Crusius sein. Frischlins größeres Gedicht in elegischem Maße, beginnend: I, tua quo te fata vocant, und schließend: Egressus vestros introitusque bect, ist wieder abgedruckt in Operum poeticorum pars elegiaca, liber 15, elegia 3. Dagegen ist das kleinere, griechische nirgends zu finden; es sei daher hier mit Auflösung der Abbreviaturen, aber Beibehaltung der sonstigen Eigenthümlichkeiten wiedergegeben. Auf dieselbe Weise gebe ich das griechische Gedicht des Crusius nebst lateinischer Uebersetzung wieder. Auch dieses habe weder ich noch der genaue Kenner der Tübinger Humanisten, Herr Professor Bender in Tübingen, dem ich für seine freundliche Unterstützung besten Dank sage, sonstwo finden können.

1.
Nicodemus Frischlinus. Γαμήλιον ἀμοιβᾶιον.

Τίς πομπή, γάμος ἐνθάδ ἀγακλειτῶ παρὰ παστῶ,
καὶ λύρα ἡδυμελὴς, καὶ χόρος ἐυστέφανος.
Τίς δ᾿ ἐνὶ ἡϊθέοις παίδεσσιν ὁ ἀγλαόμορφος.
Νυμφίος, ἱμερόεις, κόςμιος ἐλλόγιμος,
Βερνάρδος στεινῆρος ὅδε, κλυτὸς ἠπιόθυμος,
Τέχνας εὖ εἰδὼσ ἐν φρεσὶν, ἠδὲ δίκας;
Εὐσεβίῃ πάσαις τ᾿ ἀρετῆσι κεκασμένοσι
[sic] ἒμφρων,
Μάντις ἐων ζάθεος καὶ πολύμνητις ἀνὴρ.


Empfohlene Zitierweise:
Bernhard Grueber: Peter von Gmünd genannt Parler. In: Württembergische Vierteljahrshefte für Landesgeschichte. Jahrgang I.. H. Lindemann, Stuttgart 1878, Seite 148. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:WuerttVjhhLG_Jhg_01.djvu/156&oldid=- (Version vom 1.8.2018)