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Bernhard Grueber: Peter von Gmünd genannt Parler. In: Württembergische Vierteljahrshefte für Landesgeschichte. Jahrgang I.

VI. Lebens- und Familienverhältnisse des Meisters Peter.

Daß die Jugendgeschichte und der Bildungsgang unsers Peter in Dunkel gehüllt seien, wurde bereits im Eingange mitgetheilt. Sichergestellt ist nur sein Geburtsjahr (1333); von da an bis zu seiner 1356 erfolgten Berufung nach Prag schien sich keine diesen Zeitraum ausfüllende Nachricht finden lassen zu wollen, bis der fleißige Forscher Merlo zu Köln in den dortigen Schreinsbüchern entdeckte, daß der Dombaumeister Peter zu Prag mit einer Tochter des Steinmetz Bartholomäus in Köln verheirathet gewesen sei.[1]

Diese Nachricht enthält bei aller Kürze eine Reihe der wichtigsten Aufschlüsse über das Vorleben Peters, welcher, wie mit beinahe voller Sicherheit angenommen werden darf, als verheiratheter Mann in Prag angekommen ist. Aus dieser Heirat folgert sich von selbst, daß der junge Künstler als Geselle einige Zeit in Köln gearbeitet, dort seine spätere Lebensgefährtin kennen gelernt habe und auch in der Kölner Dombauhütte freigesprochen worden sei. Ob Meister Bartholomäus am Dom beschäftigt war, ist nicht bekannt, er stand aber in hohem Ansehen, wie wir aus folgenden urkundlichen Daten ersehen.

Im Jahre 1337 erwarben Bartholomäus, Steinmetz aus Hamm bei Düsseldorf und Beatrix seine Gattin ein Haus in der breiten Straße zu Köln, welches zur Pfarrei S. Colomba gehörte. Achtzehn Jahre später kauften dieselben Eheleute zwei nebeneinandergelegene Häuser in der Bürgerstraße neben dem Rathhaus, von denen das eine Michelberch, das andere Steinberch genannt wurde. Diese Häuser wurden auf die Namen beider Gatten in das Stadtbuch im Jahre 1353 eingetragen und auf denselben ruhte nach dem Tode des Bartholomäus das Erbtheil dreier Kinder, nachdem die älteste Tochter Sibylle bereits ihr Kindstheil erhalten hatte. Bartholomäus und seine Gattin waren 1370 bereits verstorben, als man zur gerichtlichen Vertheilung der Erbschaft schritt. Aus der Ehe stammten vier Kinder; die oben genannte Sybille (Bele), zwei Söhne Johann und Hermann, dann die Tochter Druda (Gertrud), das jüngste der Kinder. Es heißt unter andern in dem gerichtlichen Vertrage:

„Also dat Johan mit Irmgarde, synem wywe. Hermann mit Greten synem wywe. Druda mit meister Peter irin manne, meister des doems zo Praa (Prag) uns leiwen gnedichin heirrin des Keysers, irre ehelich syn Kintdeil an den zwen husin ourss mit reichte behaldin soelen.“
(Also sind da Johann mit Irmgard seinem Weibe, Hermann mit Grete seinem Weibe und Gertrud mit ihrem Manne Peter, Dombaumeister zu Prag und unsers lieben gnädigen Herrn des Kaisers (Beamten), welche ihre ehlichen Kindstheile an den beiden Häusern fortan mit Recht behalten sollen.)

Im November 1373 war Meister Peter persönlich in Köln anwesend, um die Erbschaftsangelegenheit zu ordnen. Da er ohne seine Gattin erschien und verfügte, scheint sie bereits gestorben gewesen zu sein. Peter, welcher sich wahrscheinlich nicht lange aufhalten konnte, übertrug die ganze Angelegenheit dem „Hermann syme swagere ind Greten synem wywe“. Im Laufe der Verhandlungen wird Peter stets als eine in Köln wohlbekannte Persönlichkeit angeführt, auch scheint er mit dem dortigen Dombaumeister Michael eng befreundet gewesen zu sein. Eine Tochter dieses Kölner Dombaumeisters vermählte sich späterhin mit einem Abkömmling der


  1. J. J. Merlo, im Organ für christliche Kunst, herausgegeben von Dr. von Endert in Köln. XV. Jahrg. 1865: Peter von Gmünd, genannt Arler, kaiserlicher Dombaumeister zu Prag. Ein Beitrag zu seiner Geschichte.
Empfohlene Zitierweise:
Bernhard Grueber: Peter von Gmünd genannt Parler. In: Württembergische Vierteljahrshefte für Landesgeschichte. Jahrgang I.. H. Lindemann, Stuttgart 1878, Seite 143. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:WuerttVjhhLG_Jhg_01.djvu/151&oldid=- (Version vom 1.8.2018)