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Bernhard Grueber: Peter von Gmünd genannt Parler. In: Württembergische Vierteljahrshefte für Landesgeschichte. Jahrgang I.

als die Hussitenstürme im Jahre 1419 den Bau unterbrachen. Erst im Jahre 1483 wurden die Arbeiten, aber nach einem durchaus veränderten Plane, wieder aufgenommen und nothdürftig vollendet. Die westliche Hälfte der Kirche, aus sieben Jochen bestehend, wurde nie über das Grundmauerwerk hinaufgerückt. Die Maße des bestehenden Theils sind folgende:

Gesammtlänge im Lichten 192 Fuß, von denen 66’ auf den Chor mit dem Umgange, 126’ auf das Langhaus entfallen,
lichte Weite durch die Kapellenrundung 92 Fuß,
lichte Breite des Langhauses 132 Fuß,
Weite des Mittelschiffes von Pfeilerachse zu Achse 38 Fuß,
Weite eines jeden der innern Nebenschiffe, ebenfalls von Achse zu Achse, 22 Fuß,
lichte Breite eines jeden äußern Nebenschiffes, von der Pfeilerachse bis zur Umfassungswand, 25 Fuß,
Entfernung der Pfeiler in der Längenrichtung von Achse zu Achse, 18 Fuß,
Höhe der nach Peters Plane ausgeführten Seitenschiffe vom Kirchenpflaster bis an das Triforium 50 Fuß,
Gegenwärtige ganze Höhe des Chores 118 Fuß.

Es fällt auf, daß die äussern Nebenschiffe breiter sind als die innern, was einer Umänderung zuzuschreiben ist, welche vielleicht erst nach Peters Tode vorgenommen wurde. Die Anlage ist basilikaförmig mit niedrigen Nebenschiffen; nach diesem System wurde auch die Chorpartie im Jahre 1499 von Meister Raysek, einem Prager, vollendet, während Benedikt von Laun, der späterhin eingreifende Bauleiter, das Langhaus zu einer Halle mit drei gleich hohen Schiffen umgestaltete. Trotz dieses bedenklichen Durcheinandergreifens von drei gründlich verschiedenen Planen und obwohl der am Schiffe entwickelten Gothik fremdartige Elemente beigemengt sind, macht doch das Ganze, Dank seiner gediegenen Grundgestalt, einen höchst großartigen Eindruck; namentlich wirkt die östliche Ansicht der Kirche bezaubernd auf Jeden, der das anmuthige Kuttenberger Thal durchwandert.

Hat der Meister bei diesen Bauten allerlei in der Jugend empfangene Eindrücke festgehalten und weiter durchgebildet, so bewährte er gleichzeitig seinen rastlos strebenden Geist und seine Vielseitigkeit durch eine eben so kühne als künstlerisch vollendete Schöpfung, einen Kuppelbau von sehr bedeutenden Dimensionen, welcher unter den Werken gothischer Kunst als unerreicht dasteht. Im Jahre 1351 gründete Kaiser Karl in der Prager-Neustadt auf der dem Wyssehrad gegenüberliegenden Anhöhe ein Augustiner-Chorherrnstift und legte eigenhändig den Grundstein zu dem Klostergebäude, welchem er den Namen Karlshof beilegte. Die Kirche des Karlshofes wurde erst geraume Zeit nach Herstellung der Stiftsbaulichkeiten in Angriff genommen und 1377 eingeweiht.

Wie aus der Klostergeschichte hervorgeht, betraf die damalige Einweihung nur den hohen Chor mit dem Altar, der übrige Kirchenbau zog sich noch längere Zeit hin und wurde erst unter König Wenzel IV. vollendet.

Der Grundriß dieser Kirche wird durch ein reguläres Achteck beschrieben, an welches sich gegen Osten ein 30 Fuß tiefer aus sechs Seiten des Zehnecks konstruirter Chor anschließt, so daß wieder ein Pfeiler im Kirchenmittel steht. An der Westseite trat eine Halle vor, welche jedoch total überbaut worden ist, als man späterhin die ursprünglich frei stehende Kirche mit den Stiftsgebäuden in Verbindung brachte. Obwohl das Kloster von den Hussiten zerstört wurde und in der Folge noch zweimal abbrannte, endlich die Kirche eine von Kilian Dinzenhofer zwischen

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Bernhard Grueber: Peter von Gmünd genannt Parler. In: Württembergische Vierteljahrshefte für Landesgeschichte. Jahrgang I.. H. Lindemann, Stuttgart 1878, Seite 75. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:WuerttVjhhLG_Jhg_01.djvu/083&oldid=- (Version vom 1.8.2018)