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Bernhard Grueber: Peter von Gmünd genannt Parler. In: Württembergische Vierteljahrshefte für Landesgeschichte. Jahrgang I.

bestätigen zu lassen, hielt er sich einige Tage in Gmünd auf, wo er den erst dreiundzwanzigjährigen Steinmetz Peter kennen lernte, mit demselben Unterhandlungen anknüpfte und ihn alsobald nach Prag berief. Nun mußte der vorsichtige Kaiser doch Gründe haben, welche ihn zu dieser Berufung bestimmten, er mußte Arbeiten des Künstlers gesehen und sich von seiner Geschicklichkeit überzeugt haben. Der einzige größere Bau aber, welcher damals in Gmünd ausgeführt wurde, war die Kirche zum heiligen Kreuze, nur dieses Gebäude konnte es gewesen sein, an welchem Heinrich und Peter beschäftigt waren und welches dem Kaiser eine so gute Meinung von den Bauleitern einflößte.

Da Peter sich als Sohn des Magisters Heinrich von Gmünd unterzeichnet und nicht wohl anzunehmen ist, daß in jener Zeit die Werkleute, wie heutzutage unsere quiescirten Räthe, schaarenweise sich da und dort niedergelassen haben, ergibt sich der Beweis, daß Heinrich den Bau der Kreuzkirche geleitet habe, sozusagen von selbst. Als anderweitige Bauführungen, mit denen dieser Meister zwischen 1330 bis 1350 beschäftigt gewesen sein mag, dürfen wohl die Mauern und Thürme angesehen werden, mit denen die Stadt umgeben ist. Gmünd spielte bekanntlich in den Kriegen des schwäbischen Städtebundes gegen den Adel eine Hauptrolle; man rüstete sich zur Vertheidigung und über dem Nothwendigen wurde nach mittelalterlichem Brauche das Schöne nicht vergessen.

Ob Heinrich der Vater sich am Bau des 1377 gegründeten Ulmer Münsters betheiligt habe und, wie vielfach geglaubt wird, identisch mit jenem Heinrich sei, welcher urkundlich als erster Meister dieses Riesenwerkes genannt wird, der aber bald nach der Gründung verstorben sein soll, ist bisher nicht sichergestellt worden (vergl. auch Klemm im Ulmer Correspondenzblatt II. Jahrgang S. 95.). In chronologischer Beziehung steht dieser Annahme keine Unmöglichkeit entgegen: der Meister dürfte damals nach gewöhnlicher Rechnung etwa siebenzig Jahre gezählt haben, ein Alter in welchem Michel Angelo, Tizian und andere Künstler noch in frischester Kraft wirkten. Die obige Vermuthung wird nicht allein durch die gleichen Namen, sondern wesentlich durch eine auffallende Aehnlichkeit der ältesten an der Kreuzkirche zu Gmünd und am Ulmer Münster vorkommenden Skulpturen unterstützt, welche den alten Steinmetzmeister als einen gewandten Bildhauer erkennen lassen.

An der Seite seines begabten und vielbeschäftigten Vaters heranwachsend, hatte der im Jahre 1333 geborene Peter von frühester Jugend an Gelegenheit, sich in allen Zweigen der Baukunst und Bildhauerei einzuüben. Dabei bieten die Umgebungen von Gmünd für ein künstlerisches Gemüth so vielfache Anregung, daß eine frühzeitige Entwicklung des talentvollen Jünglings nicht ausbleiben konnte. Neben Petern hatte Heinrich noch zwei Söhne, Michael und Johann, welche ebenfalls bei ihrem Vater die Lehrzeit durchgemacht haben mögen. Michael wird urkundlich im Jahr 1383 als in Prag anwesend und Besitzer eines dortigen Hauses genannt, war auch in Cöln, Freiburg und Ulm thätig, während die Nachrichten über Johann etwas unbestimmt lauten. In welchem Verhältnisse der vielbesprochene Enrico di Gamondia, welcher zwischen 1388 bis 1394 am Hofe des Herzogs Johann Galeazzo Visconti in Mailand lebte und daselbst den ersten Plan für den Mailänder Dom entworfen hat, zu der Gmünder Steinmetzfamilie stand, ist noch nicht genügend aufgeklärt. Es scheint, daß dieser Künstler, um als Italiener zu gelten, seine Herkunft in absichtliches Dunkel gehüllt habe, weshalb zahllose Fabeln über ihn in Umlauf gekommen sind. Nach Mauch wäre Enrico ein Sohn des Michael, folglich ein Enkel Heinrichs und hätte 1387 den Bau des Münsters in Ulm geleitet. Ueber die näheren Umstände, welche

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Bernhard Grueber: Peter von Gmünd genannt Parler. In: Württembergische Vierteljahrshefte für Landesgeschichte. Jahrgang I.. H. Lindemann, Stuttgart 1878, Seite 10. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:WuerttVjhhLG_Jhg_01.djvu/018&oldid=- (Version vom 1.8.2018)