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Bernhard Grueber: Peter von Gmünd genannt Parler. In: Württembergische Vierteljahrshefte für Landesgeschichte. Jahrgang I.

im Einverständnisse mit seinem Sohne, dem Markgrafen und spätern deutschen Kaiser Karl IV., sich entschloß, einen ganz neuen, den Bedürfnissen der Hauptstadt angemessenen Dom ausführen zu lassen. Wegen verschiedener, größtentheils politischer Ursachen sahen sich indeß die beiden Fürsten veranlaßt, den Beginn des Baues etwas zu verschieben; denn der Markgraf beabsichtigte, die kirchliche Stellung Böhmens umzugestalten, das Land von der Gerichtsbarkeit des Erzbischofs von Mainz, unter welcher es bisher gestanden, zu befreien und in Prag ein unabhängiges Erzbisthum zu gründen. Der rechte Augenblick zur Durchführung dieses Vorhabens schien noch nicht gekommen und während des Zuwartens reifte ein zweiter Plan, dessen Spitze gegen Kaiser Ludwig IV. den Baier gerichtet war. Es galt nichts geringeres als diesen mit Hilfe des Papstes zu entthronen, auf daß Markgraf Karl, ein Enkel des Kaisers Heinrich VII., zum deutschen Kaiser erwählt werde.

Um ihre Wünsche durchzusetzen, begaben sich die beiden Böhmenfürsten in den ersten Frühlingstagen des Jahres 1344 nach Avignon, wo Papst Clemens VI. residirte, um mit demselben obige Angelegenheiten zu berathen. Sowohl der erste wie der zweite Plan fanden am päpstlichen Hofe günstige Aufnahme und die Erhebung Prags zu einem Erzbischofsitze erfolgte noch im selben Jahre. Nachdem die päpstliche Bestätigungsbulle in Böhmen eingetroffen, wurde der bisherige Bischof von Prag, Ernst Malowetz von Pardubitz, am 21. November 1344 durch den designirten Legaten mit dem Pallium bekleidet, worauf die Grundsteinlegung zu dem neuen, bereits 1341 beschlossenen Domgebäude in feierlichster Weise stattfand.

An tauglichen Baumeistern für ein derartiges Unternehmen scheint es damals in Böhmen gefehlt zu haben, da der Markgraf allem Anscheine nach sich einen solchen vom Papste Clemens erbeten und sodann nach Prag geführt hat. Eine im Prager Dome angebrachte Inschrift gibt von diesem Vorgang mit folgenden Worten Kunde:

Mathias natus de arras civitate
francie primus magister hujus ecclesie quem Karo
lus IIII. pro tunc marchio moravie cum
electus fuerat in regem romanorum in avenione
abinde adduxit ad fabricandam ecclesiam
istam quam a fundo incepit. anno D. M.
CCCXLII.. et rexit usque ad annum LII. in
quo obiit.

Daß in dieser Inschrift das Jahr 1342 als Gründungszeit angegeben wird, scheint durch eine zufällige Beschädigung oder ein Schreibversehen herbeigeführt worden zu sein, da in der zweiten großen am Dome angebrachten Gedächtnistafel die richtige Jahrzahl 1344 eingetragen ist. Die wortgetreue Uebersetzung lautet: „Mathias, geboren in der Stadt Arras in Francien, erster Baumeister dieser Kirche, welchen Karl der Vierte, damals noch Markgraf von Mähren, als er in Avignon zum römischen König erwählt worden war, von dort (Avignon) nach Prag führte, um diesen Kirchenbau (den Dombau) zu leiten. Er (Mathias) begann den Bau von Grund aus im Jahr 1344 und leitete denselben bis 1352, in welchem Jahre er verstarb.“

Die beiden Domgründer, König Johann und Markgraf Karl, beabsichtigten offenbar ihre Residenzstadt mit einer Kathedrale zu schmücken, welche an Größe und Pracht die sämmtlichen Kirchenbauten des Reiches wo möglich übertreffen sollte, weshalb die Gesammtlänge (soweit sie sich nach den bestehenden Theilen feststellen

Empfohlene Zitierweise:
Bernhard Grueber: Peter von Gmünd genannt Parler. In: Württembergische Vierteljahrshefte für Landesgeschichte. Jahrgang I.. H. Lindemann, Stuttgart 1878, Seite 3. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:WuerttVjhhLG_Jhg_01.djvu/011&oldid=- (Version vom 1.8.2018)