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Universitätszeit.

 Reif wie wenige Jünglinge bezog Löhe am 5. November 1826 die Universität Erlangen. Dort lehrten damals neben anderen Professoren der schon bejahrte Kayser, der bekannte Grammatiker und Exeget Winer und der so vielen und auch Löhe zum Segen gewordene Krafft. Auch die philosophische Facultät zählte damals unter ihren Docenten einige berühmte Namen, von denen es hier genügt an F. Rückert, Schubert, an dessen Stelle dann später K. v. Raumer trat, und Döderlein zu erinnern. Rektor Roth hatte Löhe empfohlen, Krafft zu hören. „Das ist ja ein Mystiker“, dachte Löhe, allein aus Respect vor dem Rath seines Lehrers entschloß er sich, in Krafft’s Vorlesungen zu gehen. Während die übrigen Vorlesungen der theologischen Professoren für seine „unruhige und dürstende Seele waren wie heißer Sand“, fand er bei Krafft das Wasser des Lebens, nach dem er verlangte. Doch lassen wir ihn sich selbst über sein Verhältnis zu Professor Krafft aussprechen: „Zum bleibenden Segen, zum Sauerteig, der mehr und mehr mein Leben durchsäuern sollte, wurden mir die Vorträge, die Herr Professor Krafft im Jahre 1826 über den Hebräer-Brief hielt. Zwar hatte ich damals etliche Wochen, da mich Fichte’s Bücher wegen des starken Geistes, den ich in denselben zu spüren meinte, von jenem frommen Lehrer entfernten. Doch verdroß mich bei Fichte, daß er einen höheren Standpunkt des Lebens kennen wollte als den religiösen, und da ich vollends seine Auslegung von Joh. 1.