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Verbindung, ehre und liebe ihn. Es war neulich Candidat K. aus Sachsen bei mir, welcher mir über den obwaltenden Streit manches erzählte, so jedoch, daß ich bei ihm selbst nicht überall die rechte umsichtige Kenntnis der Sache bemerken konnte. Ich möchte Sie wohl bitten, mich ein wenig darüber zu belehren; denn ob ich schon von einem Schüler G.’s manches gehört habe oder gelesen vielmehr: so hat mich doch auch das nicht befriedigt. Ich möchte gerne vertheidigen und weiß die Sache nicht gründlich, und doch kann bei uns nur, wer zuversichtlich reden kann, einigen Eindruck machen, weil selbst Männer von lutherischem Bekenntnis den nicht gerne hören, der nur überhaupt die lutherischen Bewegungen in Preußen und Sachsen berührt. Stephans Härte gefällt unserer Leute Vielen nicht; aber obwohl man von Stephan weniger redet, so hat doch Scheibels Feder kein besseres Loos gefunden, beide Männer werden wenig geachtet. Wenn Scheibel völlig schwiege und sein edles Leben leuchten ließe, erkennend, daß Säemann und Schnitter gar oft nicht eine und dieselbe Person gewesen, daß eines Mannes Amt oft vor seinem Heimgang beendigt ist, wenn überhaupt weniger von jenen Ereignissen mitgetheilt würde (für’s Publikum, meine ich, denn für die Freunde der Sache auf geeignetem Wege Mittheilungen zu empfangen, ist ja schon wegen der Gemeinschaft der Heiligen nothwendig), wenn die Gemeinde sich stille baute, ihre Lehrer hauptsächlich die praktische Theologie anbauten, in öffentlichen Schriften den Segen der reinen Lehre sine ira et studio für die Amtspraxis nachwiesen u. dergl.; dann, so scheint mirs, würden die Leute unseres Landes das vornehmthuerische Wesen fallen lassen, das sie oft annehmen, wenn man mit Angelegenheit von den Leiden der theuern Brüder in Preußen redet.

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 Ich schreibe, hochgeehrter Herr, das Vorige blos von dem Wunsche getrieben, es möchte die Bekenner der einen heiligen