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am Herzen liegen mußte, als den lieben Knaben mit heller Fackel in’s ewige Leben heimzuleuchten: der war Hausvater im Trauerhause.

 Und wenn das alles nicht wäre: lebte denn JEsus in jenen Stunden nicht? Schlief Er? Sah Er etwa die sehnlichen Blicke nicht, welche August nach erfaßtem Todesgedanken zum Himmel richtete? War’s denn dazumal aus mit Seiner Gnade? Gab’s damals alleine keine Antwort aus den heiligen Höhen für die Seele, die nach Ihm fragte, – für das gescheuchte Reh? Glauben wir etwa nicht an Den, der immerdar lebt und für uns betet, der an eignen Leiden das tiefste Mitleid gelernt hat? – Nein, nein, das geschehe nur nicht, daß wir dem liebevollsten aller Herzen einen Mangel an Liebe beilegten: das wäre Lästerung, vor der wir zurückbeben! Nein, nein! Alle die schonenden Umstände, fast hätte ich gesagt, die unleugbaren Proben zarter Rücksicht, die ER, der HErr, unser Erbarmer, in diesem Unglück zu Tage kommen ließ, beweisen Sein Leben, Seine Liebe, geben uns Pfand und Versicherung, daß die 15 Hauptstunden von August’s Leben von Gnade, wie vom Spatregen befeuchtet und vom Morgenroth des ewigen Lebens vergoldet waren. Sie haben eine Inschrift mit Luther deutlich geschrieben: „Wie will ich Dir so wohl thun, Ephraim!“

 So laßt uns denken, so ist’s Wahrheit, so ist’s recht und billig! Und faßen wir’s so, dann keimt ja doch eine heimliche Freude mitten aus der Trauer. Geschloßen ist aller Jammer für unsern August: wo für andere das Elend stärker quillt und fließt, ist es für ihn verronnen. Und für Euch, ihr Eltern, ist geschloßen Sorge und Kummer, der Sohn macht keine Schmerzen weiter, der ist geborgen beßer, als Joseph, da Jacob weinend seine blutigen Kleider empfieng. Er ist nicht umsonst geboren, umsonst gezogen. Ihr habt es schnell weit gebracht mit Eurem Kinde. Wer bringt’s weiter? wer schneller dahin? Ich will nicht