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Gemeinschaft der Heiligen ihren schönsten Ausdruck in der Aufnahme des Fremdlings finde. Warum sollen deine Kinder genöthigt sein, bei deinen und ihren Feinden einzukehren, aus ihrer Armuth die zu bereichern, die doch keinen Gedanken haben, als den einzigen, aus dem Säckel des Fremdlings sich auf Erden Hütten und Paläste zu bauen, denen man alles und jedes theuer bezahlen muß, bei denen man aber dennoch meistens um all das Geld nicht Herz noch Liebe findet? Ist allenthalben die Welt in die Kirche eingedrungen, hat sie sich Platz und Rechte erobert; sollen wir uns deshalb selbst in ihre Hände und Bande überliefern, daß sie uns ausziehe, uns ohne Liebe und Segen wieder laufen laße? Wir sollen und wollen die Gemeinschaft der Welt fliehen, und müßen sie doch suchen von wegen der Nothdurft des armen Leibes. So können wir nicht, was wir sollen. Wir Alten treten mit Seufzen in die unheimlichen Räume der Gasthäuser ein und fühlen uns doppelt und dreifach in der Fremde; unsre arme Jugend aber, unsere unerfahrenen Kinder geben wir dem Einfluße des Geistes der Welt preiß, setzen sie aller Orten den Schrecken und Lockungen der Verführung

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Wilhelm Löhe: Raphael. U. E. Sebald’sche Verlagsbuchhandlung, Nürnberg 1862, Seite 67. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Raphael.pdf/83&oldid=- (Version vom 1.10.2017)