Seite:Wilhelm Löhe - Raphael.pdf/82

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Gläubigen alle Fürsorge abgenommen, aus dem schönsten Werke der Liebe und Barmherzigkeit ein selbstsüchtiges Gewerbe gemacht. Statt daß, wie in den ersten Zeiten, der Fremdling von den Christen als Bruder und Glied am Leibe Christi aufgenommen wird, ist er nunmehr gezwungen, in die Gasthäuser einzukehren, die so selten etwas anders sind, als Sammel- und Tummelplätze der Welt und ihrer Kinder, ja oftmals Räuberhöhlen gleichen, in denen nicht das arme Reisegeld des Fremdlings, und eben so wenig Jugend und Unschuld sicher ist, in denen die Verführung lauert. Dein heiliger Geist hat unter uns Lust und Liebe zu manch anderem Werke der Barmherzigkeit, zu manch seliger Uebung der Bruderliebe aufgeweckt; ach so laß doch auch Sinn und Willen, Eifer und Fleiß für die Liebe zum Fremdling wieder erwachen! O laß den Fremdling nicht bloß mühsam nach den Brüdern suchen: gib den Christen aller Orten, daß sie sich gerne finden laßen; laß sie Ordnung und Anstalt machen, daß die Kinder Gottes überall wieder mit leichter Mühe Unterkunft und Heimath finden. Entgegenkommende Liebe schenke den Deinen an allen Orten – und Deinen Fremdlingen dankbare Freude; gib, daß die

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Löhe: Raphael. U. E. Sebald’sche Verlagsbuchhandlung, Nürnberg 1862, Seite 66. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Raphael.pdf/82&oldid=- (Version vom 1.10.2017)