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Ruhe öffnen soll, in welcher ich, abgeschieden von aller Welt, Dich besuchen und Dein genießen kann, Du Brunnen aller Freuden. O führe mich durch diese Unruhe an den fernen und stillen Ort, den ich suche! Da laß mich Muße und Ruhe finden von dem gewohnten Treiben, und Dich finden, der Du allen Müheseligen und Beladenen alleine Erquickung schaffen kannst, den sie alle suchen sollten. Ja, schon auf dem Wege, noch mitten im Schwarm der breiten Bahn, auf der ich fahre, laß mich die Einsamkeit und Verlaßenheit, die ich allenthalben in weltlicher Gesellschaft fühle, anwenden und benützen, die Fühlhörner meiner Seele zu Dir auszustrecken und nach Deiner Nähe zu spüren. Ich will über Berge und durch Thale, über Seen und Flüße gehen und Dich suchen. Ich will bei keiner Kreatur suchen, was sie nicht hat; aber Deine Spur soll sie mir zeigen, und sie suchen helfen. Nichts soll mich zerstreuen, alles soll mir beistehen, mich zu sammeln. Und wenn ich an den Ort meiner Reise gekommen bin, an dem ich weilen werde, so gehe Du mit mir ein, wie mit den Jüngern von Emmaus, und bleibe bei mir. Ich habe kein Verlangen nach neuer Bekanntschaft; ich bin Dir zwar dankbar für eine oder

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Wilhelm Löhe: Raphael. U. E. Sebald’sche Verlagsbuchhandlung, Nürnberg 1862, Seite 26. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Raphael.pdf/42&oldid=- (Version vom 17.8.2017)