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6.
Um Sammlung auf der Reise.

O HErr, die Menschen dieser Welt reisen in Haufen, um sich zu zerstreuen; wenn sie von ihrer Arbeit, von Sorge und Kummer niedergedrückt und niedergeschlagen sind, wollen sie durch Reiselust und den Genuß der Fremde sich wieder erfrischen und stärken, ihre Sinnen und Nerven stählen zur Fortsetzung des alten Tagewerkes. Sie suchen für die ungöttliche Gebundenheit ihrer Seele Erleichterung und Heilung in ungöttlicher, ungebundener Freude, im Labyrinthe des Reisens und Vagierens. Sie gehen bei allen Deinen Kreaturen, bei Bergen und Thälern, bei Flüßen und Seen betteln, naschen am Safte aller Deiner Werke, schlürfen aus allen Bechern verführerischer Vergnügungen. Wird ihnen das auch helfen, wenn sie wieder heimkehren? Werden sie nicht von den alten Banden wieder gefangen und gebunden, von den Lasten, die Du ihnen beschieden hast, wieder niedergedrückt werden? Vermag die Mannigfaltigkeit der Dinge, die vor ihren Sinnen vorüber

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Wilhelm Löhe: Raphael. U. E. Sebald’sche Verlagsbuchhandlung, Nürnberg 1862, Seite 24. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Raphael.pdf/40&oldid=- (Version vom 17.8.2017)