Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Dies muss für jede Energieform gelten, da wir alle Energieformen in Strahlung verwandeln können.

Diese Konsequenz gibt der Energie etwas Materielles derart, dass man sie von sonstiger Materie nur durch die Gravitation unterscheiden kann, wenn man zunächst an der Annahme festhält, dass die Energie der Gravitation nicht unterworfen ist.

Was nun die Folgerungen aus der Relativitätstheorie angeht, die sich auf Raum und Zeit erstrecken, so stammen sie sämtlich aus derselben Quelle, dass die absolute und unveränderliche Lichtgeschwindigkeit im leeren Raum uns doch kein Mittel in die Hand gibt um eine absolute Bewegung nachzuweisen. Alle derartigen Versuche müssen durch die Eigenschaften von Raum und Zeit und der starren Körper unmöglich gemacht werden.

Fig. 1

Einen derartigen Versuch, aus dem eine Veränderung der Länge eines starren Körpers resultiert, haben wir bereits erwähnt. Es ist der Michelsonsche Interferenzversuch. Ein auf die durchsichtige Glasplatte (Fig. 1) fallender Lichtstrahl durchsetzt diese und geht weiter bis er vom Spiegel in seiner eigenen Richtung zurückreflektiert wird. Ein zweiter Strahl wird von der Glasplatte reflektiert und gelangt zum Spiegel , von dem er in die eigene Richtung zurückreflektiert wird. Er fällt dann wieder auf die Glasplatte, wird zum zweitenmal reflektiert und gelangt nun mit dem von zurückkehrenden ersten Strahl zur Interferenz. Sind die Entfernungen von und von gleich , so ist die Zeit, die die beiden Lichtstrahlen brauchen um wieder nach zurückzukehren (=Lichtgeschwindigkeit). Ist das ganze System zunächst in der Richtung in gleichförmiger Translation mit der Geschwindigkeit begriffen, so ist die Zeit die der erste Strahl braucht, um wieder nach zurückzukehren

Von wird nun nicht mehr der rechtwinklig zur Bewegungsrichtung ausgehende Strahl nach reflektiert, sondern, weil während der vom Strahl bis zur Rückkunft gebrauchten Zeit sich fortbewegt

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Wien: Über die Wandlung des Raum- und Zeitbegriffs in der Physik. Sitzungsberichte der physikalisch-medizinischen Gesellschaft zu Würzburg, Würzburg 1909, Seite 34. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:WienRaumZeit.djvu/6&oldid=- (Version vom 1.8.2018)