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ausser dem Kreise seiner Amtsthätigkeit wenig Leben und Energie gezeigt, bis er endlich durch den Anblick der erwachsenen und lüsternen Tochter seines Principals daran erinnert wurde, daß der Mann auch noch eine andere Bestimmung habe, als sich mit ewigem Schreiben müde Hände zu machen. Er fing also an zärtlich zu thun mit Eberhardinchen, und fand bald Gehör und Willfährigkeit bey seinem Liebchen. Weil sich aber der Roman bey Tage nicht wohl spielen ließ, so wurden nächtliche Zusammenkünfte verabredet, in welchen man sich für den Zwang des Tags nach Möglichkeit entschädigte. Die zärtlich Liebenden vergaßen sich in einem unbewachten Augenblick, und, wie ein berühmter Dichter sich ausdrückt, statt Hymens krönte Amor ihren Bund. Die Jungfer Eberhardine entdeckte bald, daß sie – keine Jungfer mehr sey, der Herr Substitut machte die nehmliche Bemerkung, der Mutter kam der Handel auch verdächtig vor, dem Vater wurde die geheime Geschichte entdeckt, weil sie nicht verschwiegen bleiben konnte, und es entstand großer Lerm und Spektakel. Indeß – was war zu thun? Man wollte die Sache doch nicht ruchbar werden lassen. Eberhardinchen wurde also eine Zeitlang in die Residenz geschickt, um ihre rauhe Aussenseite daselbst abzuschleifen, und nachdem sie fein und schlank wieder zurückkam, trat der Vater, um in Zukunft ähnlichen Versuchungen vorzubeugen,

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Ludwig Neuffer (Hrsg.): Taschenbuch von der Donau 1824. Stettinische Buchhandlung, Ulm 1823, Seite 287. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Taschenbuch_von_der_Donau_1824_287.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)