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wird“ (ebd. 10); 112 der Logos des Seienden ist, wie schon gesagt,[1] ein Band des Alls, das alle seine einzelnen Teile verknüpft und zusammenschnürt und sie hindert, sich voneinander zu lösen und zu trennen; ebenso läßt die Einzelseele, solange ihre Kraft ausreicht, keinen von den Teilen des Körpers wider die Natur sich abspalten oder abschneiden, sondern, soweit es an ihr liegt, führt sie alle unversehrt zu einer Harmonie und unzertrennbaren Einheit untereinander; ebenso bewahrt schließlich der Geist des Weisen die Tugenden unzerreißbar und unbeschädigt und gestaltet ihre natürliche Verwandtschaft und Gemeinschaft[2] zu festerer Eintracht. [21] 113 Dieser Logos „wird zu keiner toten Seele hineingehen“, wie Moses sagt (ebd. 11); Tod der Seele [563 M.] ist aber ein Leben im Bunde mit der Schlechtigkeit; demnach tritt der Logos nie mit einem von den Freveln in Berührung, mit denen die Torheit sich abzugeben pflegt. 114 Mit ihm wird auch „eine Jungfrau aus dem heiligen Geschlecht vermählt“ (ebd. 13)[3], eine ewig reine, unbefleckte und unzerstörbare Gesinnung; denn nie wird er der Mann einer „des Gatten beraubten Frau, einer Verstoßenen, einer Erniedrigten oder einer Dirne“ (ebd. 14); mit diesen führt er unaufhörlich einen unversöhnlichen und unerbittlichen Krieg. Denn verhaßt ist ihm die Art, die der Tugend beraubt, von ihr verstoßen und aus ihrer Nähe verbannt ist, und eine jede niedrige, unheilige Überzeugung; die Art vollends, sich mit vielen zu vermischen und vielen Männern und vielen Göttern anzuhangen, das Übel der Gottlosigkeit,[4] die Dirne, würdigt er nicht eines Blickes, weil er die liebt, die sich als dem einzigen Manne und Vater, Gott dem Herrn, zu eigen gegeben hat. An diesem Charakter ist ein Höchstmaß von Vollkommenheit zu bemerken. 115 Von dem, der das große Gelübde[5] getan hat, weiß die Schrift, daß er sich auch vergehen kann, wenn auch nur unabsichtlich und nicht mit Vorsatz; denn sie sagt: „Wenn jemand in seiner Nähe plötzlich stirbt, so wird


  1. Damit verweist Philo wohl auf Den Erben d. Göttl. § 23. 188 zurück. Vgl. besonders Über die Pflanzung § 6ff. und die Anmerkungen.
  2. Gemeint ist die stoische Antakoluthie der Tugenden. Μ. A.
  3. Philo richtet sich nach LXX, die eine Jungfrau ἐκ τοῦ γένους αὐτοῦ vorschreibt; vgl. Heinemann, Philons Bildung 32.
  4. Cohn möchte die Worte ἄθεον μὲν οὖν tilgen, vielleicht wegen Ü. d. Wanderung Abr. § 69, wo Vielgötterei und Gottlosigkeit als Gegensätze gefaßt sind; vgl. dagegen Ü. d. Namensänderung § 205.
  5. Das Gelübde des Nasir; vgl. Einzelges. I § 247ff.; All. Erkl. I 17; Über den Landbau § 175 u. ö.
Empfohlene Zitierweise:
Philon: Über die Flucht und das Finden. H. & M. Marcus, Breslau 1938, Seite 81. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhiloFugGermanAdler.djvu/032&oldid=- (Version vom 21.5.2018)