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Philon: Über die Verwirrung der Sprachen (De confusione linguarum) übersetzt von Edmund Stein

Richter die gebührende Strafe. [8] 26 Das sind die, welche „an der Salzschlucht ein Kriegsbündnis eingegangen sind“. Denn hohl, rauh und schluchtartig ist der Ort der Laster (und) der Leidenschaften, (also) tatsächlich „salzig“ und bittere Schmerzen bringend. Indem der weise Abraham das beeidigte Bündnis dieser Menschen als keines Eides und keiner Opferspende würdig erachtet,[1] löst er es auf; denn es heißt: „diese alle verabredeten sich nach der Salzschlucht, das ist das Salzmeer„“ (1 Mos. 14, 3). 27 Oder siehst du nicht, wie die der Vernunft Beraubten und am Geiste, der (doch) scharfblickend sein sollte, Geblendeten, Sodomiten genannt,[2] von Jung bis Alt, das ganze Volk insgesamt das Haus der Seele im Kreise bestürmen, damit sie die darin zu Gast weilenden heiligen und frommen Ideen, die Behüter und Wächter (der Seele), schmähen und schänden, ohne daß sich ein einziger gefunden hätte, der sich entschlossen hätte, den Missetätern Widerstand zu leisten oder dem Frevel fern zu bleiben? 28 Denn nicht die einen ja, die anderen nicht, sondern das „ganze Volk“, heißt es, „umringte zusammen das Haus, Jung und Alt“ (1 Mos. 19, 4),[3] indem sie sich gegen die göttlichen, heiligen Ideen verschworen, die man Engel zu nennen pflegt.[4] [9] 29 Wohl aber tritt ihnen (den Missetätern) der Prophet Moses entgegen, als sie mit großer Heftigkeit heranfluten, und hält sie auf, wiewohl sie unter Anführung des kühnsten und redegewandtesten Königs, des ihnen innewohnenden Sprachvermögens, in einem Anprall herabstürmen, indem sie die eigene Kraft vermehren und wie ein Strom


  1. In ἔνσπονδον σπονδῶν Bündnis – Opferspende liegt ein Wortspiel, das sich im Deutschen nicht wiedergeben läßt. Ähnlich ist das Wortspiel ἐν σπονδαῖς ἄσπονδα Über d. Einzelges. III § 96 (vgl. die Anm.).
  2. Philo deutet Über die Trunkenheit § 222 Sodoma στείρωσις ἤ τύφλωσις, daher hier ἐστειρωμένους καὶ τυφλούς. Bei στείρωσις ist an שדמה Wüste, (übertr. leer) zu denken. Τύφλωσις kann sich aber nur auf Gomorra beziehen, das von עור blind abgeleitet wird. Ph. hat also zwei Etymologien vermengt. Vgl. Wutz, Onomastica sacra I 636. – Unter κατὰ γλῶτταν versteht Philo eine andere Sprache oder Mundart. Vgl. § 156; De congr. erud. gratia § 177 (Wendland Rhein. Mus. Jahrg. 53 S. 19).
  3. Ph. zitiert hier frei. Nach der LXX soll es heißen: und die Männer der Stadt, die Sodomiten, umringten das Haus, von Jung bis Alt, das ganze Volk zusammen.
  4. Ph. setzt die Engel den Dämonen der stoischen Lehre gleich. Es sind nach seiner Auffassung göttliche Wesen, die zwischen Gott und Mensch vermitteln, Die Ideen – Engel erinnern hier an des Dämonion des Sokrates. Vgl. Bréhier 131, 4; Einl. zu Bd. I S. 16f.; De somn. I § 141ff.; Üb. d. Riesen § 6ff.
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Philon: Über die Verwirrung der Sprachen (De confusione linguarum) übersetzt von Edmund Stein. H. & M. Marcus, Breslau 1929, Seite 109. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PhiloConfGermanStein.djvu/011&oldid=- (Version vom 1.8.2018)