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Pfedersheim.

Ein Städtlein / ein Meil Wegs von Wormbs / gegen dem Gebürg / und in der Untern-Pfaltz gelegen / und wegen deß herrlichen Weins / so allda wächst / weit berühmt. Hat vorhin Chur-Mäyntz zugestanden; ist aber unter Churfürst Friderico I. Pfaltzgrafen / in dem Krieg / den er mit Mäyntz / Zweybrücken / etlichen Grafen / und andern / geführt / darzu sich die im Ringgöw / auch geschlagen / An. 1460. eingenommen / außgeplündert / viel darinn Edel / und Un-Edel / erschlagen / und etliche Grafen / (so vom Trithemio in Chron. Sponheim. erzehlet werden) / neben vielen andern gefangen: und folgends solch Städtlein von Chur-Mäyntz / dem Pfaltzgrafen / Pfandsweise / vor die Kriegs Uncosten / gelassen worden. Und stehet in einer geschriebenen Verzeichnuß / daß für die 9. tausend Gulden / so die Ringgöwer für den Zug schuldig waren / dieser Ort ihme Pfaltzgrafen eingegeben worden seye. Welches der Scribent / sonder Zweiffel / auß besagtes Trithemii Büchlein de rebus gestis Friderici Palatini genommen / welcher am 34. Blat / der Heydelbergischen edition, de Anno 1602. in 4. dieses schreibet / und sagt / daß die Ringaugienses die dem Pfaltzgrafen / als Pfedersheim / (dann also nennet er diß Städtlein) eingenommen ward / versprochene 9. tausend damals / als zwischen den beyden streitigen Ertzbischoffen zu Mäyntz Adolpho, und Diethero, (welchem letzten Er der Pfaltzgraf Churfürst beygestanden) Fried gemacht worden / noch nicht erlegt gehabt / daher ihme dieses Pfedersheim / als ein Pfandschilling / darfür geblieben / und seyen ihme Pfaltzgrafen für die jetzige Kriegs-Uncosten tausend Gulden jährlich Zinses auff dem Zoll zu Ernfels / und 20. tausend Gulden / so man aber wieder lösen könne / bey solcher pacification, auch assignirt worden. M. Quade in Teutscher Nation Herrlichkeit schreibet von diesem Ort also: Pfedersheim ein Meil Wegs von Wormbs / auff der Frantzösischen Seiten / nach Altzen / und Odernheim / mit eitel Weingärten umbgeben / allda ein köstlicher Wein wächst / so dem Bacharacher nichts nachgibt. Es laufft ein Bach dardurch / und einer auch darneben hin. Ist mit Mauren / und einem doppelten Graben wol verwahret. So viel Quade. Es hat allhie eine Kellerey. In / und umb Pfedersheim / seynd Anno ein tausend fünff hundert zwanzig und fünff der auffrührischen Bauren bey vier tausend und acht hundert erschlagen worden / (Münsterus l. 5. c. 154. sagt / von mehr / dann tausend Bauren / so vor diesem Städtlein umbkommen wären) und musten sie diesen Platz auffgeben / wurden auch ihrer dreyssig gerichtet. In diesem Teutschen Krieg / hat / sondern allen Zweiffel / Pfedersheim auch viel außgestanden; weilen wir aber nichts gründlichs davon finden / so will uns auch / etwas davon zu melden / nicht anständig seyn.


Philipsburg / oder Udenheim.

Es ligt diese Vestung / im Prurhein / und Bistum Speyer / 3. Meil von Heydelberg / 3. von Durlach / 3. von Manheim / 4. von Landau / 4. von Neustadt / 1. von Germersheim / und ein gute Meil von Speyer. Dieser Ort wird von theils auch Eydenheim / und / kurtz außgesprochen / Eydenen genant. Es ist das Bistumb Speyer / nach und nach / mit Herrschafften / Städtlein / Flecken / Dörffern / etc. begabt / und erweitert worden; und ist / neben andern Dörffern / auch der Fleck Udenheim / von etlichen reichen Bürgern zu Speyer / sonderlich einem / Heinrich von Cöln genant / dem Stifft verkaufft / und hat hernach Käyser Ludovicus IV. dem Bischoff Gerhardo von Speyer / die Gewalt geben / diß Dorff Udenheim zu einer Stadt zu bauen / und die mit Mauren / und Gräben / umbfahen / und bevestigen zu lassen / wie es dann auch etlicher massen /

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Matthäus Merian: Topographia Palatinatus Rheni. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1645, Seite 152. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Palatinatus_Rheni_(Merian)_152.jpg&oldid=- (Version vom 28.9.2022)