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und ihn an den Segnungen des Weltfriedens teil nehmen lassen.

Zu seiner Freude erhielt H. bald Gelegenheit, seine Ergebenheit gegen das neue Regiment durch die Tat zu beweisen. Als Octavian im Sommer 30 v. Chr. durch Syrien gegen Ägypten zum letzten Kampfe zog, nahm H. nicht nur ihn selbst und sein Heer in Ptolemais mit wahrhaft königlicher Pracht auf, sondern unterstützte auch den weiteren Vormarsch aufs wirksamste durch die umsichtige Verproviantierung des Heeres (bell. Iud. I 394–396; ant. Iud. XV 196–201 [in § 196 u. 198ff. eine zweimalige Erzählung desselben in etwas verschiedener Fassung; nach § 196 sollen nämlich H. und Octavian von Rhodos gemeinsam nach Syrien bis Ägypten gezogen sein. Es sind also zwei Quellen hier benutzt]). Und nach der endgültigen Unterwerfung des Antonius und der Kleopatra hat sich der König eilends zu dem Sieger nach Ägypten begeben, offenbar um ihm seine Glückwünsche darzubringen.

Octavian hat sich für diese Ergebenheit erkenntlich erwiesen; den Römerfreund möglichst zu stärken war zudem durchaus im Interesse Roms. H. erhielt daher etwa im Herbst 30 v. Chr. nicht nur das ihm durch Kleopatra abgenommene Gebiet, Jericho und Gaza, zurück, sondern außerdem noch zu vollem Besitz: die Küstenorte Stratonsturm, Joppe und Anthedon[1], wodurch dem [RE:49] jüdischen Staate der Zugang zur See erschlossen wurde, ferner Samaria, für das eben damals die Zahlung des φόρος erlassen worden ist (s. S. 29), und schließlich die beiden zur sog. Dekapolis im Ostjordanlande gehörigen in der Nähe des See-Genezareth goldenen Städte Hippos und Gadara, welche einst von Pompeius den Juden genommen worden waren, auch sie wohl, weil vielleicht die staatlichen Verwaltungskompetenzen über sie von Rom bereits früher an H. übertragen worden waren (s. den an sich nicht recht bestimmbaren Titel des H.: στρατηγὸς Κοίλης Συρίας, den er 46 v. Chr. erhalten hat [s. S. 20] und beachte, daß diese Städte zu Koilesyrien gerechnet worden sind Schürer II⁴ 149f.]).

Diese Schenkung ehemaligen jüdischen Gebietes mußte natürlich nicht nur seine äußere Stellung, sondern auch die im Inneren stärken. Zu demselben Zweck mag ihm damals Octavian auch einen Teil der keltischen Leibwache der Kleopatra überwiesen haben (bell. Iud. I 397; ant Iud. XV 217. Diese Überweisung der Söldner wirft ein interessantes Streiflicht auf das damalige Söldnerwesen). Denn im Innern war die Lage noch gar nicht so erfreulich wie nach außen. Zu deren Verschlechterung hatte freilich H. selbst [52] das meiste beigetragen. Als ihm die gefährliche Reise zu Octavian bevorstand, war es ihm nämlich zu bedrohlich erschienen, den letzten männlichen Hasmonäer[2], den alten Hyrkanos, lebend zurückzulassen. Obwohl dieser schon in den 70ern stand (so richtig Wellhausen 321, 2 gegenüber der Tradition, er sei schon über 80 Jahre alt gewesen) und an und für sich ungefährlich war, so mochte H. doch fürchten, daß während seiner Abwesenheit seine Gegner, die sich wohl infolge der ungünstigen äußeren Situation zu rühren begannen (ant. Iud. XV 162f.), sich des Greises als Aushängeschild bedienen könnten. So ist denn auch Hyrkanos ein Opfer der Staatsraison geworden (s. das Urteil bell. Iud. I 434). Auch hier ist der König wieder sehr vorsichtig vorgegangen. Denn er legte die Schuldbeweise, einen gefälschten Briefwechsel des Hyrkanos mit dem Araberkönige Malchus, der die enge Verbindung mit dem Landesfeinde darzutun schien, dem Synedrion vor und ließ Hyrkanos erst daraufhin, etwa im Anfang des J. 30 v. Chr., hinrichten (bell. Iud. I 433; ant. Iud. XV 164–182. In den beiden hier vorliegenden Versionen über das Vorgehen gegen Hyrkanos wird die Verbindung mit dem Landesfeinde ab Grund angegeben. Die Version der Memoiren dürfte wohl den Vorgang im einzelnen richtiger darstellen, aber an irgendwelche Berechtigung der Beschuldigung kann ich im Gegensatz zu anderen [s. z. B. Hitzig II 540. Keim 31] nicht glauben[3]. [RE:50] Da man auf der Gegenseite mit der baldigen Beseitigung des H. rechnete, so scheint keine Veranlassung vorzuliegen, daß man damals, wo gerade das Bleiben an Ort und Stelle von Wichtigkeit gewesen wäre, die Flucht des Hyrkanos zum Araberkönig betrieben hätte. Es fällt natürlich auch die Erzählung von dem entscheidenden Anteile der Alexandra an all diesen Dingen, die schon deshalb unwahrscheinlich ist, weil sie anders als Hyrkanos ganz unbehelligt geblieben ist).

Dieses erneute Vorgehen gegen ein ganz unschuldiges Glied des hasmonäischen Hauses, das zugleich die volle Abkehr von der anfangs befolgten Politik der Anlehnung an die Hasmonäer bedeutet, scheint nun den ersten Anlaß zu dem unheilvollen Bruch in der königlichen Familie gegeben zu haben. H.s Gemahlin, Mariamme,


  1. Ob erst damals außer den genannten Orten noch andere Küstenstädte, wie Azotos und Jamnia (so Schürer II⁴ 103, 22. 126f.), an H. gekommen sind, ist infolge der Nichtnennung zweifelhaft. H. konnte sie ähnlich wie etwa Gaza (s. S. 45 **) schon früher bekommen und sie nicht an Kleopatra verloren haben; denn, wie schon bei der Geschichte Gazas bemerkt ist, scheint die Schenkung der Küste an Kleopatra vom Eleutherosfluß an zunächst das Gebiet des H. gar nicht berührt zu haben, sondern eben nur die autonomen Städte der Küste; vgl. auch Kromayer a. a. O. 580.
  2. Bei den ant. Iud. XIV 789 erwähnten παῖδες des hingerichteten Antigonos scheint ja wohl auch gerade an einen Sohn gedacht zu sein, aber außer der einen Tochter, die später die Gemahlin des Antipatros geworden ist (ant. Iud. XVII 92), verschwinden diese Kinder für uns vollständig; s. auch ant. Iud. XV 266.
  3. So ebenso bereits ant. Iud. XV 177f. 181f. Die ganze Hyrkanosgeschichte der antiquitates scheint mir aus dem jüdischen Anonymus entnommen zu sein, wofür die herodesfeindliche und hasmonäerfreundliche Tendenz spricht; s. besonders die Lobpreisung des Hyrkanos, die mit der sonstigen Darstellung des Josephus nicht recht übereinstimmt (besonders bemerkenswert ist demgegenüber das Urteil im bell. Iud. I 271Ὑρκανὸν ἀγεννέστατον‘); vgl. die bekannte Parallele ant. Iud. XIII 319: das anerkennende Schlußurteil über Aristobulos I., das nicht zu den Einzelausführungen paßt.
Empfohlene Zitierweise:
Walter Otto: Herodes. Beiträge zur Geschichte des letzten jüdischen Königshauses. Metzler, Stuttgart 1913, Seite 51. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Otto_Herodes.djvu/046&oldid=- (Version vom 1.8.2018)