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die Parallaxe gefunden haben. Dasselbe wird auf mehrfache Weise durch Ihre Schweife bestätigt, welche entweder durch die Zurückwerfung des im Aether verbreiteten Rauches, oder durch das Licht des Kopfes gebildet werden. Im ersteren Falle muss man den Abstand des Kometen vermindern, weil man sonst voraussetzen müsste dass dieser unaufhörlich aus ihren Köpfen ausströmende Rauch in einen ungeheueren Raum und mit einer unglaublichen Geschwindigkeit und Ausdehnung fortgepflanzt werde. Im letzten Falle schreibt man alles Licht des Schweifes und der Nebelhülle dem Kerne des Kopfes zu. Denken wir uns nun, dass dieses ganze Licht in der Scheibe des Kerns versammelt und zusammengedrängt sei; so müsste dieser Kern allemal, wenn der Komet einen sehr grossen und glänzenden Schweif hat, weit glänzender als der Jupiter sein. Gibt er nämlich mehr Licht von sich, und hat er einen kleineren scheinbaren Durchmesser, so muss er stärker als der Jupiter von der Sonne beleuchtet sein und ihr weit näher stehen. Noch weit mehr muss man, wenn ihre Köpfe in der Nähe der Sonne verborgen sind, und ihre Schweife, wie es bisweilen geschieht, wie grosse brennende Balken erscheinen, sie nach demselben Raisonnement unterhalb der Venusbahn setzen. Denkt man sich nämlich all dieses Licht in einem Gestirne vereinigt, so muss dasselbe bei weitem die Venus, um nicht zu sagen mehrere der Venus gleiche Gestirne, an Glanz übertreffen.[1] Man muss auf dasselbe aus dem Lichte der Kometenköpfe schliessen, welches zunimmt, wenn sie sich von der Erde entfernen und der Sonne nähern, und umgekehrt abnimmt, wenn die Kometen sich von der Sonne entfernen und gegen die Erde hin gehen. So nahm die scheinbare Bewegung des letzteren Kometen von 1665 (nach Hevel’s Beobachtung) stets ab, seitdem man angefangen hatte, ihn wahrzunehmen, er hatte also das Perigeum bereits überschritten; indessen nahm der Glanz seines Kopfes von Tag zu Tag zu, bis er endlich in die Sonnnenstrahlen versank und so aufhörte, sichtbar zu sein. Die Bewegung des Kometen von 1683 war (nach Hevel’s Beobachtung) Ende Juli, wo er zuerst gesehen wurde, sehr langsam; sie betrug täglich nur nur ungefähr 4O bis 45 Minuten in seiner Bahn. Von da an nahm dieselbe beständig zu, bis zum 4. September, wo sie fast 5 Grad betrug. Während dieser ganzen Zeit näherte sich der Komet der Erde, wovon man sich durch die Messung des Durchmessers seines Kopfes überzeugen konnte. Hevel fand diesen nämlich am 6. August nur = 6' 5", mit Inbegriff der Nebelhülle, am 2. September hingegen betrug derselbe 9' 7". Der Kopf war also beim Anfang seiner Bewegung kleiner, als gegen das Ende. Indessen erschien er anfangs, wo er der Sonne nahe war, weit glänzender als gegen das Ende, wie Hevel berichtete und während dieser ganzen Zeit nahm sein Licht beständig ab, weil er sich nämlich von der Sonne entfernte, obgleich er der Erde immer näher kam. Die Bewegung des Kometen von 1618 war am grössten gegen die Mitte des Decembers, und die des Kometen von 1680 gegen das Ende desselben Monats. Beide


  1. [649] No. 300. S. 464. Bei diesen Betrachtungen hätte wohl auch erwogen werden müssen, ob die Kometen dieselbe Fähigkeit, das Licht zu reflectiren, wie die Planeten besitzen. Dieser Punkt scheint auch heutigen Tages noch nicht entschieden zu sein.
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Isaac Newton: Mathematische Principien der Naturlehre. Robert Oppenheim, Berlin 1872, Seite 464. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:NewtonPrincipien.djvu/472&oldid=- (Version vom 1.8.2018)