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Verhältniss 5 : 9 oder beiläufig 1 : 2 vermindert werden, aus einem Grunde, der hier nicht füglich auseinander zu setzen ist.

Die grössten Gleichungen der Knoten und der oberen Apside eines beliebigen Trabanten verhalten sich sehr nahe zu den grössten Gleichungen der Knoten und des Apogeums unseres Mondes, wie respective die Bewegung der beiden ersten in der Zeit eines Umlaufes der ersten Gleichungen, zur Bewegung der beiden letzten in der Zeit eines Umlaufes der letzteren Gleichungen.

Die Variation eines Satelliten, wie man sie vom Jupiter aus wahrnehmen würde, verhält sich zur Variation des Mondes, wie sich die ganzen Bewegungen der beiderseitigen Knoten, während der Umlaufszeiten des Trabanten und des Mondes um die Sonne verhalten. Dies ergibt sich aus demselben Zusatz. Beim 4. Trabanten übertrifft sie nicht 5″,2.[1]

§. 28. Lehrsatz. Die Ebbe und Fluth des Meeres werden durch die Wirkungen der Sonne und des Mondes hervorgebracht.

Nach §. 107., Zusatz 19. und 20. des ersten Buches sieht man, dass das Meer sich zweimal, während eines Sonnen- und eines Mondtages heben und senken, und dass die grösste Erhebung des Wassers im freien und tiefen Meere dem Durchgange des Gestirns durch den Meridian in einem Zeitraum folgen muss, der kürzer ist, als 6 Stunden. Dies geschieht wirklich im Atlantischen und Aethiopischen Meere, auf dem ganzen östlichen Strich zwischen Frankreich und dem Vorgebirge der guten Hoffnung; wie auch im Stillen Meere, an den Küsten von Chili und Peru. An allen diesen Küsten treffen nämlich die Fluthen in der zweiten, dritten und vierten Stunde ein, mit Ausnahme derjenigen Orte, wo die vom tiefen Meere durch Untiefen fortgepflanzten Fluthen bis zur fünften, sechsten Stunde und zuweilen noch darüber hinaus verzögert werden. Ich zähle hierbei die Stunden von dem Durchgange des einen oder des anderen Gestirns durch den Meridian des Ortes, so wohl über als unter dem Horizont, an und verstehe unter einer Stunde den 24sten Theil der Zeit, welche der Mond bei seiner scheinbaren täglichen Bewegung gebraucht, um zum Meridian des Ortes zurückzukehren.

Die grösste Kraft der Sonne oder des Mondes, um die Gewässer des Meeres zu heben, findet in demselben Augenblick statt, in welchem diese Gestirne den Meridian des Ortes erreichen. Die Kraft, welche sie alsdann auf das Meer ausüben, hält daselbst während einer gewissen Zeit an, und nimmt durch die neue ihr hierauf beigebrachte Kraft zu, bis das Meer zu seiner grössten Höhe gelangt. Dies geschieht in Zeit von 1, 2 oder öfters von 3 Stunden an den Küsten; oder selbst in einem längeren Zeitraum, wenn das Meer viel Sandbänke hat.

Die beiden Bewegungen, welche durch diese Gestirne hervorgebracht werden, kann man nicht jede für sich wahrnehmen, sondern es bildet sich daraus eine zusammengesetzte Bewegung. In der Conjunction oder Opposition beider Gestirne treffen ihre Wirkungen zusammen und verursachen die grösste Fluth. In den Quadraturen hebt die Sonne das


  1. [629] No. 236. S. 411. Man kann auch so sagen: Die Variation x des 4. Trabanten verhält sich zur Variation V unseres Mondes, wie die jährliche Bewegung der Mondsknoten zur jährlichen Bewegung der Knoten des Trabanten, und wie die Umlaufszeit des Mondes zur Umlaufszeit des Trabanten. Nun ist die Bewegung der Mondsknoten in 100 Jahren = 1934°,41, also in 1 Jahre = 19°,3441 = 69639″, die Bewegung der Knoten des Trabanten in 100 Jahren = 8° 26′ = 30360″, mithin die einjährige = 303″,6. Die Variation
    nach Newton nach Hansen
    V 33′ 14″ = 1994″ 39′ 30″ = 2370″
    mithin x : V =
    x = 5″,31 x=6″,3.
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Isaac Newton: Mathematische Principien der Naturlehre. Robert Oppenheim, Berlin 1872, Seite 411. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:NewtonPrincipien.djvu/419&oldid=- (Version vom 1.8.2018)