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sich aus der Nachbarschaft eine fromme Jungfrau zur Gattin hinein geholt. Lange hatten sich die beiden gekannt und geliebt, und sie lebten nun in ungetrübter Zufriedenheit zusammen. Heiter ging Baumann des Morgens zu dem Holzstoße, wo er just zu arbeiten hatte, und eben so heiter kehrte er am Abende zu seiner Hütte zurück. Da kam ihm dann seine Frau eine Strecke entgegen, reichte ihm die Hand und führte ihn mit Lächeln in die trauliche Hütte. War das Abendbrod verzehrt, dann setzten sie sich zusammen auf den hervorragenden Felsen vor der Hütte, horchten auf den Abendgesang der Vögel, schauten in die Abendröthe und sprachen mit Entzücken von ihrer Jugend, von ihren Freuden und Mühen. Oder sie gingen auf einen Berggipfel, wo sie eine weite Aussicht in die Ferne über viele Städte, Dörfer und Fluren hatten. Da war es ihnen, als ob sie in eine fremde Welt schaueten, die ihnen zwar freundlich zuwinkte, wohin sie aber doch keine Sehnsucht fühlten. Ueber das benachbarte Dorf waren sie noch nie hinaus gewesen, und weiter wünschten sie auch nie zu gehen.

Zweimal hatte der Wald seine Blätter erneuert, seitdem sie als Mann und Weib zusammen in der Hütte gelebt hatten, da segnete der liebe Gott sie mit zwei Kindern zugleich, einem Knaben und einem

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Hermann Adam von Kamp: Natur und Menschenleben. G. D. Bädeker, Essen 1831, Seite 6. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Natur_und_Menschenleben_-_Hermann_Adam_von_Kamp.pdf/7&oldid=- (Version vom 4.8.2020)