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der noch an den Spitzen einiger Aestchen blühete. Dabei erinnerte sich Ewald an den Rosenstrauch vor der Hütte seiner Eltern, an seine Konfirmation, an den alten Pfarrer, der dabei schön den Segen über ihn gesprochen, und an Schwester Lyda, die vor ihrem Scheiden sagte: Wann die Rose blüht, sehen wir uns wieder. Und er dachte in seinem Gemüthe: dieser Rosenstrauch blüht hier doch eben so schön, als der vor meiner Eltern Hütte – sieh, da fallen seine Blätter wie diese, die der Herbstwind abreißt. Aber sie fallen überall in Gottes Erde. – Hier und dort blüht die Rose im Frühlinge wieder. Bei diesem Gedanken heiterte sich sein Sinn auf, so daß er laut für sich folgende Verse sprach:

Ueberall ist Gottes Erde,
Ueberall sein Auge schaut;
Ob ich hier begraben werde,
Ob man dort mein Hüttchen baut:
Einmal wird es doch geschehen,
Einmal sink’ ich doch hinab,
Und des Himmels Lüfte wehen
Ueber mein verborgnes Grab.

Falle, Staub, auch Röschen fallen,
Wenn der Sommer sie verglüht,

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Hermann Adam von Kamp: Natur und Menschenleben. G. D. Bädeker, Essen 1831, Seite 34. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Natur_und_Menschenleben_-_Hermann_Adam_von_Kamp.pdf/35&oldid=- (Version vom 4.8.2020)