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Die herrschaftliche Familie war dießmal die Woche vor Pfingsten angekommen, und hatte im Gotteshause das Pfingstfest mitgefeiert. Auch bei der Einsegnung der Kinder waren sie zugegen gewesen und der gute Pfarrer war eingeladen worden, recht bald einmal auf die Burg zu kommen. Das that er allemal mit Vergnügen, denn er war einer liebevollen Aufnahme gewiß. Als er nun eines Tages sich auf der Burg einfand, da wurde viel über das schöne Fest und über die Einsegnung der Kinder gesprochen. Und was waren denn das für zwei junge Menschen, die Sie so vorzüglich schön angeredet haben, Herr Pfarrer, fragte Herr von Liebenstein, der Jüngling mit dem grünen, und das Mädchen mit dem weissen Kleide, die Hand in Hand vor sie hintraten? – O, sagte der Pfarrer, das sind zwei liebe Menschen, Zwillinge, Kinder des braven Köhlers Baumann. Diese habe ich schon liebgewonnen, als sie in Windeln zu mir gebracht wurden. Sie hatten wilde Röschen vor der Brust, und das veranlaßte mich, sie damals und jetzt wieder mit Waldröschen zu vergleichen. Und wirklich, sie und ihre Eltern sind verborgene Blumen des Christenthums. – Diese Leute muß ich kennen lernen, versetzte darauf Herr von Liebenstein. – Und er hielt Wort.

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Hermann Adam von Kamp: Natur und Menschenleben. G. D. Bädeker, Essen 1831, Seite 21. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Natur_und_Menschenleben_-_Hermann_Adam_von_Kamp.pdf/22&oldid=- (Version vom 4.8.2020)