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Er verstand selbst nicht viel und schön zu schreiben; aber was er zu nennen wußte, und was er sprechen konnte, das konnte er auch schreiben. Das lehrte er auch die Kinder. Außer einem A B C-Buche, einem Kirchengesangbuche und einer Bibel hatten sie keine Bücher. Diese wurden desto fleißiger gelesen. Es war keine biblische Geschichte, die nur in etwa merkwürdig war, welche die Kinder nicht kannten, und von den Gesängen konnten sie die meisten ganz auswendig, und von den übrigen die schönsten Strophen. Der Vater und die Mutter stimmten am Abende gewöhnlich einige Verse an, und die Kinder ließen ihre hellen Stimmen frisch dazwischen tönen. O so lieblich tönte dieser Gesang aus der Hütte unter dem Felsenhang durch die Stille des Waldes! Friede des Himmels schwebte um die einsame Köhlerwohnung.

Fünfzehnmal hatte der Rosenstrauch geblüht, der unter der Linde vor Baumanns Hütte stand, als er zum sechzehnten Male wieder frisch grünte und Knospen trieb. Nun wird’s Zeit, sprach Baumann zu seiner Frau, daß wir unsere Kinder zum Pfarrer bringen, damit er sie in die Gemeine aufnehme. Ja wohl, antwortete seine Frau, wird’s Zeit. Bringe sie Sonntag nach der Kirche dem Herrn Pfarrer, daß er sie einmal prüfe, ob er sie

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Hermann Adam von Kamp: Natur und Menschenleben. G. D. Bädeker, Essen 1831, Seite 15. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Natur_und_Menschenleben_-_Hermann_Adam_von_Kamp.pdf/16&oldid=- (Version vom 4.8.2020)