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Vorangegangenen nach, und als er sie eingeholt hatte, heftete er jedem seiner Kinder ein wildes Röschen auf die Brust.

Bald waren sie im Dorfe angekommen, und als die Glocken geläutet wurden, gingen sie in feierlichem Zuge in die alte graue Kirche.

Der Pfarrer, ein ehrwürdiger Greis, hielt eine herrliche Rede über die Worte: »Deine Kinder werden dir geboren wie der Thau aus der Morgenröthe.« Er wendete dieses gar schön auf die 3000 Seelen an, welche am ersten Pfingsttage, den die Christenheit feierte, wo der heilige Geist ausgegossen wurde, sich zum Christenthum durch die Taufe einweihen ließen. Das waren die ersten Tropfen, sagte er, die in der Morgenröthe des Christentages geboren wurden. Die Tropfen sind ein Meer geworden! – O, seitdem sind viele, viele Millionen Kinder dir, dem Heilande, geboren.

Und als er nun die Rede geendigt hatte, stieg er von der Kanzel hernieder, trat vor den Altar, und hieß im Namen Jesu die Kindlein zu sich kommen. Da huben sich die Gevattern mit den Kindlein von ihren Sitzen, und traten vor den Altar. Der Vater stand neben ihnen. Eine Thräne rollte seiner braunen Wange herab. Nach einem kurzen kräftigen Gebet wurden die Kinder dem Pfarrer dargereicht.

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Hermann Adam von Kamp: Natur und Menschenleben. G. D. Bädeker, Essen 1831, Seite 9. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Natur_und_Menschenleben_-_Hermann_Adam_von_Kamp.pdf/10&oldid=- (Version vom 4.8.2020)