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nur überhaupt sagen, was mir von höchstglaubwürdigen Zeugen versichert wurde, daß sie binnen 23 Jahren, als so lange sie von ihres Vaters Hause, mit 3 Batzen in der Tasche, ausgegangen sind, nach und nach Zwey und Zwanzig Hundert Gulden fränk. den Ihrigen zur willkührlichen Disposition überschickt haben.

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 Der eine dieser geschickten Brüder wurde, ich weiß nicht durch welchen Zufall, dem Herzog von Cumberland bekannt. Wegen seiner guten Figur und musicalischen Talente nahm ihn dieser als ein großer Liebhaber der Musik, der seine eigene gute Capelle hatte, in seine Dienste. Mit diesem Herrn mußte er hernach auf unbestimmte Zeit nach Paris und Rom reisen, und sich von seinem innigst geliebten Bruder trennen. Zu Paris blieb er 3, zu Rom 2 Jahre. Er vervollkommnete sich in seiner Kunst an beyden Orten ungemein. Allein seinen reichlichern Erwerb sahe er auch hier noch so an, als ob er zur Hälfte seinem Bruder zugehörte, so wie sein Bruder mit dem Seinigen that. Denn unter ihnen war, nach Art der ersten Christen, eine vollkommene Gemeinschaft. Ihrem Glücke fehlte bey dieser zärtlichen und uneigennützigen Verbindung

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Anonym: Muster von Kindes- und Bruderliebe in: Journal von und für Franken, Band 3. Raw, Nürnberg 1791, Seite 749. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Muster_von_Kindes-_und_Bruderliebe.pdf/7&oldid=- (Version vom 22.8.2016)