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man könne sich nicht auf dessen Orthodoxie verlassen. Aber nicht allen wird es eben so bekannt seyn, woher dieses den jungen Seelsorgern so schädliche Vorurtheil rühre, und wer dasselbe bestärke, weil nicht alle sich die Mühe nehmen, den Mann, der dieß thut, Calumnien auf seiner Canzel vortragen zu hören. Dieß ist der Exjesuit P. Winter, hiesiger Domprediger.

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Seine Predigten sind meistens voll von Anzüglichkeiten, Schmähungen und Verkleinerungen. Vornämlich treffen diese die hiesigen Seminaristen. Folgende Floskeln hört man öfter von ihm: „Es seynd Witzlinge, Schmutzlinge, wollte ich sagen, und Stockfisch, (sagts ihnen) die hier in den Kirchen predigen und läugnen: die seeligste Jungfrau Maria seye kein helfenbeinerner Thurm, kein Arch des Bunds etc. – Ich bin es ganz allein, der noch das alte Christenthum predigt; verlasset euch kecklich auf mich, meine Zuhörer: was ich euch sage, steht in der Bibel und den Vätern, und ich hab’s so aus dem theologischen Tractat genommen. Andre mögen euch sagen, was sie wollen; glaubt nur mir, es seynd nichts als Aufklärer, Witzlinge, schöne Geister etc.; und sie heissen mich ’n alten Narren und Schreyer. Ich predig’ euch aber das wahre Evangelium.“ Worin dieses sein immer ertönendes wahres Evangelium bestehe, davon will ich nur einige Beyspiele geben. Am 4ten Sonntage dieses 1791sten Jahrs predigte er, über das Evangelium von 5 Broden und 2 Fischen, vom Gnadenbrode, oder von der Gnade bey der Buße,

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Diverse: Miscellaneen in: Journal von und für Franken, Band 2. Raw, Nürnberg 1791, Seite 480. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Miscellaneen_(Journal_von_und_f%C3%BCr_Franken,_Band_2,_4).pdf/7&oldid=- (Version vom 1.8.2018)