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Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben
1. Theil

Ich habe in meinem Leben manche nasse Jacke gehabt und frage in der Regel nicht viel danach, allein die aufgehäuften Schrecken dieser Nacht, die Todtenkälte des Ortes, die fürchterliche Finsterniß und der Gedanke an unsere traurige Lage überhaupt, entmannte mich beinahe.

Man wird nicht bezweifeln, daß wir den nächsten Morgen früh auf waren und sobald ich nur den ersten Schein eines Lichtstrahles sah, schüttelte ich meinen Begleiter beim Arm und sagte ihm, es sei Sonnenaufgang. Der arme Kerl hob den Kopf in die Höhe und nach einer kurzen Pause sagte er mit dumpfer Stimme: „Dann bin ich blind geworden, denn es scheint mir jetzt bei offenen Augen dunkler, als vorhin bei geschlossenen.“

„Unsinn!“ rief ich, „Du bist bloß noch nicht wach.“

„Wach!“ brüllte Tobias wüthend, „willst Du damit etwa sagen, daß ich geschlafen hätte, was? Es ist eine Beleidigung, zu glauben, daß ein Mensch in solch’ ’ner Hölle schlafen könnte.“

Während ich mich bei meinem Freunde für die irrige Auslegung seines Schweigens entschuldigte, wurde es etwas heller und wir krochen aus unserm Lager hervor. Der Regen hatte aufgehört, aber Alles troff noch um uns her. Wir zogen unsere durchweichten Kleider aus und wanden sie so viel wie möglich aus. Es gelang uns, durch starkes Reiben unser Blut ein wenig wieder in Umlauf zu

Empfohlene Zitierweise:
Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben, 1. Theil. Gustav Mayer, Leipzig 1847, Seite 89. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Melville-Vier_Monate_auf_den_Marquesas-Inseln._Teil_1.djvu/99&oldid=- (Version vom 1.8.2018)