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Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben
1. Theil

Nach vollendeter Theilung fanden wir, daß eine Tagesration für uns Beide nicht vielmehr als ein guter Eßlöffel voll war. Jede einzelne Portion ward nun in den dazu bestimmten seidenen Flecken gewickelt, dann aus den einzelnen Päckchen ein kleines Packet gemacht, und dieses übergab ich der Obhut des Tobias mit einer feierlichen Ermahnung zur Treue. Wir beschlossen, den Rest dieses Tages zu fasten, weil wir uns am Morgen an einem Frühstück gestärkt hatten. Nun begannen wir uns nach einem Obdach für die Nacht umzusehen, welche nach den Anzeichen am Himmel dunkel und stürmisch zu werden drohte.

In unsrer Nähe fanden wir kein Plätzchen, welches diesem Zwecke irgendwie entsprechen konnte; daher wandten wir uns von Nukuheva weg und fingen an die uns noch unbekannte Gegend zu untersuchen.

Nach dieser Seite hin war, so weit das Auge reichte, nicht ein Zeichen von Leben, nicht das Geringste, was auch einen nur vorübergehenden Aufenthalt menschlicher Wesen bekundet hätte, zu erspähen. Die ganze Gegend schien eine ununterbrochene Einöde, und das Innere der Insel war augenscheinlich seit Anbeginn der Welt unbewohnt gewesen. Als wir in dieser Wildniß fortwanderten, klangen uns unsere eignen Stimmen fremdartig, als ob noch nie eine menschliche Stimme die unheimliche Stille dieses Ortes unterbrochen hätte, die nur durch

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Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben, 1. Theil. Gustav Mayer, Leipzig 1847, Seite 83. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Melville-Vier_Monate_auf_den_Marquesas-Inseln._Teil_1.djvu/93&oldid=- (Version vom 1.8.2018)