Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben 1. Theil | |
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hatte während der Zeit eine ceremonielle Zusammenkunft mit dem König.
Das patriarchalische Oberhaupt von Tior war ein hochbejahrter Mann, aber obgleich das Alter seinen Körper gebeugt hatte, zeigten doch seine riesigen Glieder noch alle ihre ursprüngliche Hoheit und Größe. Er näherte sich langsam und mit augenscheinlicher Mühe, indem er seine schwankenden Schritte mit dem schweren Kriegsspeere unterstützte, den er in der Hand hielt; eine Gruppe graubärtiger Häuptlinge begleiteten ihn, von denen hauptsächlich Einer ihn beim Gehen unterstützte. Der Admiral trat mit entblößtem Haupte und dargebotener Hand vor, während der alte König ihn durch ein stolzes Schwingen seiner Waffe begrüßte. Im nächsten Augenblicke standen sie neben einander, diese beiden Extreme der gesellschaftlichen Stufenleiter, der gebildete, glänzende Franzose und der arme tättowirte Wilde. Beide waren große schöne Männer, aber sonst welch unendlicher Unterschied! Du Petit Thouar trug alle die äußern Zeichen seines hohen Ranges in der Marine. Er hatte eine reichverzierte Admiralsuniform an, trug einen gallonirten Hut und auf der Brust eine Menge Bänder und Orden, während der einfache Insulaner, eine ungekünstelte Umgürtung der Lenden ausgenommen, als ein ganz nackter Naturmensch dastand.
Welche unermeßliche Kluft, dachte ich, liegt zwischen
Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben, 1. Theil. Gustav Mayer, Leipzig 1847, Seite 55. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Melville-Vier_Monate_auf_den_Marquesas-Inseln._Teil_1.djvu/65&oldid=- (Version vom 1.8.2018)