Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben 1. Theil | |
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Ungebürlichkeiten und Gräuel verübt haben, Europäer zu irgend einer Zeit damit den Anfang gemacht haben, und daß der grausame und blutdürstige Charakter einiger der Insulaner lediglich europäischem Beispiel zuzuschreiben ist.
Ich kehre nun zu meiner Erzählung zurück. In Folge der gegenseitigen Feindseligkeiten der verschiedenen genannten Stämme sind die gebirgigen Landstriche, die ihre Gebiete trennen, gänzlich unbewohnt; die Eingebornen wohnen immer in den Thälern und sind besorgt, jedem räuberischen Einfall ihrer Feinde zu begegnen, die oft an ihren Grenzen hinschleichen, bereit, jeden unvorsichtigen Wanderer abzuschneiden oder einen Angriff auf eine abgelegene Hütte zu machen. Ich habe öfter bejahrte Leute getroffen, die aus diesem Grunde nie die Grenzen ihres Geburtsthales überschritten hatten; einige von ihnen waren nie bis halbwegs über die Berge gewesen, viel weniger hatten sie irgend eine Ahnung von den andern Gegenden der Insel, deren Umfang vielleicht im Ganzen sechszig englische Meilen beträgt. Der unbedeutende Raum, auf welchem einige dieser Stämme leben und sterben, scheint fast unglaublich.
Die Schlucht von Tior giebt hiervon das beste Beispiel. Der bewohnte Theil derselben ist nicht über vier englische Meilen lang und ihre Breite ist verschieden von einer halben bis weniger als ein Viertel einer englischen Meile. Die felsigen, mit Wein berankten Abhänge an der einen
Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben, 1. Theil. Gustav Mayer, Leipzig 1847, Seite 52. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Melville-Vier_Monate_auf_den_Marquesas-Inseln._Teil_1.djvu/62&oldid=- (Version vom 1.8.2018)