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Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben
1. Theil

später als größerer Wasserfall wieder zum Vorschein kommt und endlich ruhig murmelnd der See zugleitet.

Die Häuser der Eingebornen sind von gelbem Bambusrohr nach Art der Bienenkörbe geflochten und mit Palmblättern gedeckt; sie liegen in diesen Thälern unter dem Schatten der Cocosbäume unregelmäßig hingestreut.

Nichts kann die großartige Landschaft dieser Bucht übertreffen. Von unserm Schiff aus gesehen, welches mitten im Hafen vor Anker lag, sah sie aus wie die Ruinen eines riesigen, natürlichen Amphitheaters, mit Ranken aller Art bewachsen. Die tiefen Schluchten, welche die Seiten unterbrachen, nahmen sich wie ungeheuere Risse aus, die der Einfluß der Zeit hervorgebracht. Oft, wenn ich in Bewunderung der unendlichen Schönheit vollkommen verloren da saß, habe ich von ganzer Seele bedauert, daß eine so bezaubernd schöne Gegend in diesem Winkel der Erde den Blicken der meisten Bewunderer der Natur so ganz verborgen sei.

Außer dieser Bucht hat die Insel mehrere andere große Einschnitte, zu denen sich breite grüne Thäler herabziehen. Diese sind von ebenso vielen verschiedenen wilden Stämmen bewohnt, welche, obgleich sie verwandte Dialecte derselben Sprache sprechen und dieselben Gesetze wie dieselbe Religion haben, sich seit undenklichen Zeiten erblich angefeindet und bekriegt haben. Die zwischenliegenden Berge, gewöhnlich

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Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben, 1. Theil. Gustav Mayer, Leipzig 1847, Seite 45. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Melville-Vier_Monate_auf_den_Marquesas-Inseln._Teil_1.djvu/55&oldid=- (Version vom 1.8.2018)