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Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben
1. Theil

langer, langer Zeit ward indeß „die Ausdauer“ – denn das war der Name des Schiffes – irgendwo am Ende der Welt angesprochen, wo sie so ruhig wie immer kreuzte; ihre Segel waren eitel Flickwerk, ihre Stangen mit alten Faßdauben beschält und ihre Takelage in jeder erdenklichen Weise geknotet und gespleißt. Ihre Mannschaft bestand aus einigen zwanzig alten Wettertrotzern, die wie Pensionairs von Greenwich aussahen und mit Mühe sich auf dem Deck hin- und herschleppten. Die Enden aller laufenden Taue, mit Ausnahme der Signal- und Flaggenleine, waren durch fliegende Blöcke gezogen und nach der Gangspille geleitet, so daß kein Segel gesetzt, kein Raa gebraßt wurde, ohne Hülfe von Maschinerie.

Ihr Rumpf war wie mit Entenmuscheln kandirt, die ihn durchaus verhüllten. Drei Lieblingshaifische folgten in ihrem Kielwasser und kamen täglich an die Seite heran, um sich an dem Inhalt des Kücheneimers zu erquicken, der ihnen zugeworfen wurde. Bonettas und Albatrosse umschwärmten sie fortwährend in großer Menge.

Diesen Bericht empfing ich über das Schiff und der Gedanke daran verfolgte mich fortwährend. Was endlich aus ihm wurde, habe ich nie erfahren, aber es ist nie nach Hause gekommen, und ich vermuthe, es wendet noch regelmäßig zweimal täglich irgendwo in der Gegend von der Buggery-Insel oder der Teufelsklippe.

Empfohlene Zitierweise:
Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben, 1. Theil. Gustav Mayer, Leipzig 1847, Seite 42. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Melville-Vier_Monate_auf_den_Marquesas-Inseln._Teil_1.djvu/52&oldid=- (Version vom 1.8.2018)