Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben 1. Theil | |
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ein Zeigefinger und ein Stück von einem Daumennagel, welche der frühere Besitzer in der Hand mit sich trug, eine derbe Armquetschung und ein reichlicher Blutstrom aus dem Schenkel des Häuptlings, der einen bösen Stoß mit einem Happar-Spieße bekommen hatte. Was der Feind gelitten, habe ich nicht ermitteln können, aber ich nahm an, es sei ihm gelungen, seine Todten und Verwundeten mit sich fortzubringen.
Das war der Ausgang des Treffens, soweit ich ihn beobachten konnte, und da es schien, als lege man demselben erstaunliche Wichtigkeit bei, so schloß ich daraus, daß die Kriege der Insulaner nicht sehr blutig wären. Später erfuhr ich, wie das Scharmützel entstanden. Eine Anzahl von Happars waren auf der Seite des Gebirges, die zu Typie gehört, bemerkt worden, wo sie, natürlich in böser Absicht, umherschlichen; man hatte das Zeichen zum Schlagen gegeben und die Eindringlinge waren, nach langem Widerstand, in ihr Gebiet zurückgedrängt worden! Aber warum hatte der kühne Mehevi sie nicht bis nach Happar verfolgt? Warum war er nicht ins feindliche Thal eingedrungen und hatte Siegeszeichen von dort geholt – irgend einen Gegenstand zu einem cannibalischen Feste, die, wie ich gehört hatte, jeden Kriegszug beschlössen? Ich muß doch annehmen, daß solche schreckliche Feste nur äußerst selten unter den Insulanern vorkommen, wenn sie überhaupt je stattfinden.
Zwei bis drei Tage lang sprach man allgemein vom letzten Ereigniß; dann verlor sich die Aufregung nach und nach und die gewöhnliche heitre Ruhe des Thales trat wieder ein.
Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben, 1. Theil. Gustav Mayer, Leipzig 1847, Seite 250. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Melville-Vier_Monate_auf_den_Marquesas-Inseln._Teil_1.djvu/260&oldid=- (Version vom 1.8.2018)