Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben 1. Theil | |
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schnitzen, oder ihren Schmuck putzen, nie sah man unter ihnen nur den Schein eines Streits oder einer Uneinigkeit.
Die Krieger betrugen sich mit würdigem Ernst, wanderten zuweilen von Haus zu Haus und wurden immer mit der Aufmerksamkeit empfangen, die ausgezeichneten Gästen gebührt. Die Greise, deren es viele im Thale gab, standen selten von ihren Matten auf, auf denen sie lagen und sich mit der dem Alter eignen Schwatzhaftigkeit unterhielten.
Das fortwährende Glück, welches, soviel ich urtheilen konnte, im Thale vorherrschte, entsprang hauptsächlich aus dem Gefühl einer vollständigen körperlichen Gesundheit, welches ein Jeder empfand und welches Rousseau einmal empfunden haben will. In diesem Punkte waren die Typies wahrhaft glücklich zu preisen, denn Krankheit war eigentlich ganz unbekannt. Während meines ganzen Aufenthalts bei ihnen sah ich nur einen Kranken, und ihre Haut war von der ganzen Reinheit und Glätte vollkommner Gesundheit.
Die allgemeine Ruhe, deren ich eben erwähnt habe, wurde übrigens um diese Zeit von einem Ereigniß unterbrochen, welches bewies, daß die Insulaner doch nicht ganz frei von den Zufällen sind, die den Frieden der civilisirten Welt stören.
Ich war nun eine ziemliche Zeit im Thale gewesen, und fing an, mich zu wundern, daß die furchtbaren Feindseligkeiten, die zwischen den Bewohnern desselben und denen der
Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben, 1. Theil. Gustav Mayer, Leipzig 1847, Seite 245. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Melville-Vier_Monate_auf_den_Marquesas-Inseln._Teil_1.djvu/255&oldid=- (Version vom 1.8.2018)