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Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben
1. Theil

Instrument erkannte. Eines Tages bat er mich, als besondern Freundschaftsbeweis ihm mit meinem Messer den Kopf zu rasiren. Als Antwort gab ich ihm zu verstehen, es sei so stumpf, daß es, um gebraucht werden zu können, erst geschärft werden müsse. Um mich deutlicher auszudrücken, ahmte ich das Schleifen auf der innern Hand nach. Narmonee begriff augenblicklich, was ich meinte, rannte aus dem Haus und kam im nächsten Augenblick mit einem großen rauhen Felsstück, so groß wie ein Meilenstein, wieder und deutete mir an, dies sei gerade, was ich bedürfe. Natürlich blieb mir nichts Anderes übrig, als mich an die Arbeit zu machen, und ich begann eifrigst zu schrapen. Er wand und krümmte sich unter meinen Händen, aber im vollen Vertrauen auf meine Geschicklichkeit ertrug er den Schmerz wie ein Märtyrer.

Obgleich ich Narmonee nie im Gefecht gesehen habe, so will ich mein Leben auf seinen Muth und seine Kraft wetten. Vor der Operation war sein Kopf voll ganz kurzer borstiger Haare gewesen, nach derselben sah er beinah aus wie ein Stoppelfeld, über das eine Egge gezogen worden ist. Da aber der Häuptling seine lebhafte Zufriedenheit mit mir aussprach, war ich zu klug, um eine abweichende Meinung zu verrathen.


Empfohlene Zitierweise:
Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben, 1. Theil. Gustav Mayer, Leipzig 1847, Seite 236. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Melville-Vier_Monate_auf_den_Marquesas-Inseln._Teil_1.djvu/246&oldid=- (Version vom 1.8.2018)