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Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben
1. Theil

war, plötzlich vor die Stirn, lief in einen Winkel des Hauses und brachte einen Streifen schmutzigen und zerfetzten alten Kattuns, den er wol einmal an der Küste erhandelt haben mochte, und bat mich, meine Kunst daran zu üben. Ich willigte gern ein, obgleich meine groben Nadeln nichts weniger als zum Kattunnähen geeignet waren. Als ich mit der Reparatur fertig war, umarmte mich Marheyo väterlich, warf seinen „Maro“ (Gürtel) ab, schlang den Kattun um seine Hüften, steckte die geliebten Ohrenzierden ein, ergriff seinen Spieß und stolzirte aus dem Haus wie ein tapfrer Tempelherr in einem neuen Waffenschmuck.

Ich brauchte nie mein Rasirmesser während meines Aufenthalts auf der Insel, aber, obgleich es ein geringes Ding war, hatten es die Wilden doch sehr bewundert, und Narmonee, ein, großer Held unter ihnen, der sehr genau in seinem Anzuge und die am schönsten tättowirte und am mühsamsten entstellte Person im ganzen Thale war, dachte, es müsse erstaunlich vortheilhaft sein, es an seinem schon geschornen Scheitel anwenden zu lassen.

Das Instrument, welches sie gewöhnlich zum Rasiren anwenden, ist ein Haifischzahn, der ungefähr so geeignet dazu ist, wie eine einzackige Gabel zum Heuaufladen. Es war also kein Wunder, daß der scharfsichtige Narmonee die Vorzüge meines Rasirmessers vor dem gewöhnlichen

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Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben, 1. Theil. Gustav Mayer, Leipzig 1847, Seite 235. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Melville-Vier_Monate_auf_den_Marquesas-Inseln._Teil_1.djvu/245&oldid=- (Version vom 1.8.2018)