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Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben
1. Theil

meines Beines, die immer noch nicht nachließ. Alle die Kräuterumschläge der alten Tinora wie auch die rauhere Behandlung des Arztes und die treue Pflege des Kory-Kory waren vergeblich. Ich war fast ein Krüppel und die Schmerzen, die ich zuweilen litt, waren rasend. Die unerklärliche Krankheit ließ nicht nach; im Gegentheil, sie wuchs von Tage zu Tage und drohte einen schrecklichen Ausgang zu nehmen, wenn ihr nicht durch irgend ein wirksames Mittel kräftig entgegengearbeitet würde. Es schien als sollte ich dem harten Leiden unterliegen oder daß es mich wenigstens unfähig machen würde, irgend eine Gelegenheit zur Flucht zu benutzen.

Ein Umstand, der sich, so weit ich mich erinnere, etwa drei Wochen nach der Flucht des Tobias zutrug, überzeugte mich, daß die Eingebornen mir jedes mögliche Hinderniß in den Weg legen würden, damit ich sie nicht verließe, obgleich ich den Grund dazu nicht durchschauen konnte.

Eines Morgens zeigten sie nicht geringe Aufregung, die, wie ich bald entdeckte, durch ein loses Gerücht verursacht wurde, als näherten sich Böte aus weiter Ferne der Küste. Augenblicklich war Alles Leben und Eifer. Es traf sich, daß ich gerade an dem Tage weniger Schmerzen in meinem Bein fühlte und eingewilligt hatte, Mehevi im „Ti“ zu besuchen, der, wie ich früher beschrieben habe, am Rande

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Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben, 1. Theil. Gustav Mayer, Leipzig 1847, Seite 229. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Melville-Vier_Monate_auf_den_Marquesas-Inseln._Teil_1.djvu/239&oldid=- (Version vom 1.8.2018)