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Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben
1. Theil

welche, mit frischem Laub angefüllt, ein herrliches Lager bildete.

Hier lag ich oft stundenlang mit einem Schleier von feinstem Tappa bedeckt und Fayawa saß mit ihrem Cocosfächer neben mir und verscheuchte die Insekten, die mich umspielten, während Kory-Kory, in der gutmüthigen Absicht, meine Schwermuth zu zerstreuen, alle ersinnlichen Kapriolen im Wasser ausführte.

Wenn ich den Blick diesen romantischen Strom entlang gleiten ließ, traf er wol auf die Gestalt eines schönen Mädchens, die halb im krystallhellen Wasser stehend eine Art kleiner Muscheln fing, mit denen diese Naturkinder sich so gern schmücken. Zuweilen saß auch ein ganzer Haufe dieser geschwätzigen Nymphen auf einem Felsblock mitten im Strom und beschäftigte sich unter Scherz und Gesang mit der Anfertigung von Bechern aus Cocosschaalen. Sie reiben diese Schaalen unter dem Wasser mit scharfen Steinen, wodurch sie dünn und blank werden, und fast ein Ansehen bekommen wie die aus Schildplatt gedrehten Becher.

Aber die erhebenden Eindrücke reizender, durch neues liebliches Treiben belebter Gegenden waren nicht meine alleinigen Trostquellen.

Jeden Abend sammelten sich die Mädchen des Hauses um mich, verjagten Kory-Kory, der übrigens in ganz geringer

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Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben, 1. Theil. Gustav Mayer, Leipzig 1847, Seite 215. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Melville-Vier_Monate_auf_den_Marquesas-Inseln._Teil_1.djvu/225&oldid=- (Version vom 1.8.2018)