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Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben
1. Theil

in neuer Täuschung und ich verfiel endlich in die schrecklichste Verzweiflung.

Ja, dachte ich finster, er hat seine eigne Flucht bewerkstelligt und kümmert sich nicht um das Loos seines Cameraden. Thor der ich war, nur einen Augenblick zu glauben, er würde sich freiwillig in die Gefahren dieses Thales zurückbegeben, nachdem er ihnen einmal entronnen! Er ist fort und überläßt es mir, die Gefahren, die mich umgeben, allein zu bekämpfen. Ich suchte den Trost der Verzweiflung darin, ewig über dem Verrath meines Gefährten zu brüten, oder mich einer bittern Reue hinzugeben, weil ich durch meine eigne Unvorsichtigkeit das Schicksal heraufbeschworen, welches, wie ich fest glaubte, meiner harrte.

Zuweilen dachte ich auch, die verrätherischen Wilden hätten ihn abgethan, und daß daher ihre Verlegenheit käme, wenn ich so häufig nach ihm fragte, und auch darin der Grund ihrer widersprechenden Antworten zu suchen sei; noch schrecklicher war der Gedanke, er möge vielleicht in einem andern Theil des Thales gefangen sein oder schon das Schicksal erfahren haben, welches mich mit Abscheu und Schreck erfüllte. Aber alle diese Vermuthungen waren vergeblich; ich hörte nichts wieder von Tobias; er war und blieb fort.

Das Benehmen der Insulaner war unerklärlich. Sie vermieden sorgfältig jede Erwähnung meines verlornen Cameraden,

Empfohlene Zitierweise:
Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben, 1. Theil. Gustav Mayer, Leipzig 1847, Seite 213. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Melville-Vier_Monate_auf_den_Marquesas-Inseln._Teil_1.djvu/223&oldid=- (Version vom 1.8.2018)