Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben 1. Theil | |
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bis fünf schrecklich häßliche alte Gestalten auf, deren verkrüppelte Glieder durch die Zeit und durch Tättowiren jeder Spur von Menschlichkeit beraubt waren. In Folge der genannten Operation, welche bei den Kriegern erst aufhört, wenn die in der Jugend gezeichneten Figuren alle ineinander laufen, welches übrigens nur bei sehr langem Leben der Fall wird, waren die Körper dieser alten Männer von matter einförmiger grüner Farbe, welche die Tättowirungen nach und nach annehmen, wie der Tättowirte an Alter zunimmt. Ihre Haut hatte ein häßliches schuppiges Ansehen, welches, bei ihrer eigenthümlichen Farbe, ihren Gliedern das Aussehen von staubigem Epheu gaben.
Ihr Fleisch hing theils in dicken Falten an ihnen, wie die überhängenden Runzeln des Rhinoceros. Ihre Köpfe waren durchaus kahl und ihre Gesichter, die keine Spur von Bart zeigten, waren in tiefen Furchen zusammengeschrumpft. Die merkwürdigste Eigenthümlichkeit aber an ihnen waren ihre Füße; ihre Zehen zeigten wie Kompaßstriche nach allen Himmelsgegenden; ohne Zweifel kam dieses daher, daß sie fast hundert Jahre ohne allen äußeren Druck gewesen waren und daher freien Spielraum einer zu engen Nachbarschaft vorzogen.
Diese abschreckenden Geschöpfe schienen den Gebrauch ihrer Beine ganz verloren zu haben und saßen in anscheinender Geistesabwesenheit mit unterschlagenen Hacken auf
Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben, 1. Theil. Gustav Mayer, Leipzig 1847, Seite 180. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Melville-Vier_Monate_auf_den_Marquesas-Inseln._Teil_1.djvu/190&oldid=- (Version vom 1.8.2018)