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Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben
1. Theil

ein natürliches Becken und kühlte ihre Gluth in dem Wasser, welches ich damit schöpfte. Dann zog ich meinen Rock aus, beugte mich über den Strom und wusch mir den Oberleib bis an die Hüften. Sobald Kory-Kory sah, daß hiemit mein Bad beendet sein sollte, schien er wie versteinert vor Erstaunen, eilte dann aber auf mich zu, stieß einen Strom von verächtlichen Worten über ein so mangelhaftes Werk aus und befahl mir mit unzweideutigen Zeichen, meinen ganzen Körper zu baden. Er zwang mich, zu gehorchen; der ehrliche Geselle schien mich wie ein launiges unerfahrnes Kind zu betrachten, dem er dienen müsse auf die Gefahr hin, seinen Zorn auf sich zu laden, hob mich vom Felsblock und badete meinen Unterkörper auf sehr sanfte Weise. Als dies beendet war und ich wieder auf dem Steine saß, konnte ich nicht umhin, die Gegend, die mich umgab, innig zu bewundern.

Nun glitten die Eingebornen von den großen grünen Steinen herab in das Wasser und schwammen und tauchten um mich her in jeder Richtung; die jungen Mädchen sprangen frohlockend hoch auf und enthüllten ihre nackten Glieder bis an die Hüften; ihre langen Locken flatterten um ihre Schultern, ihre Augen funkelten wie Thautropfen in der Sonne und ihr lustiges Lachen erscholl bei ihren heitern Scherzen.

Am Nachmittag des Tages, wo ich mein erstes Bad

Empfohlene Zitierweise:
Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben, 1. Theil. Gustav Mayer, Leipzig 1847, Seite 174. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Melville-Vier_Monate_auf_den_Marquesas-Inseln._Teil_1.djvu/184&oldid=- (Version vom 1.8.2018)