Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben 1. Theil | |
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Nymphe „Fayawa“ hervorheben, die mein erklärter Liebling war. Ihr freier geschmeidiger Körper war das Bild der Vollkommenheit weiblicher Schönheit und Grazie. Ihre Hautfarbe war ein üppig dunkles Oliv, und wenn ich das Erglühen ihres Gesichts genau beobachtete, bemerkte ich auf den schönen Wangen das Durchschimmern eines leichten Roth. Ihr Gesicht war von einem herrlichen Oval und jeder ihrer Züge so vollkommen schön, wie eines Mannes Herz oder Phantasie es nur wünschen konnte. Ihre vollen Lippen enthüllten beim Lächeln Zähne von blendender Weiße, und wenn sie in wilder Heiterkeit laut auflachte, sahen dieselben aus wie die milchweißen Samenkörner der „Arta“, eine Frucht des Thales, die, wenn man sie spaltet, ihre Kerne in zwei dichten Reihen in ihrem saftigen Fleische zeigt. Ihr Haar war dunkelbraun, in der Mitte gescheitelt, floß in reichen natürlichen Locken über ihre Schultern herab und fiel, so oft sie sich bückte, verhüllend um ihren lieblichen Busen. Blickte man ihr, wenn sie sinnend da saß, in die tiefblauen Augen, so erschienen dieselben eben so sanft wie unergründlich; wenn sie aber bei einer lebhaften Gemüthsbewegung leuchteten, so strahlten sie wie ein Paar Sterne dem Beschauer entgegen. Fayawa’s Hände waren so zart und weich wie die einer Gräfin, denn die Jugend und selbst die mittleren Jahre eines Typie-Weibes werden gänzlich mit grober Arbeit verschont. Ihre
Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben, 1. Theil. Gustav Mayer, Leipzig 1847, Seite 166. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Melville-Vier_Monate_auf_den_Marquesas-Inseln._Teil_1.djvu/176&oldid=- (Version vom 1.8.2018)