Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben 1. Theil | |
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vertrieben habe, denn er kniff, drückte und hämmerte auf meinem armen Bein in einer Weise umher, daß ich vor Schmerz ordentlich aufbrüllte. Ich war der Meinung, daß ich so gut wie irgend ein anderer nur die nöthigen Kniffe und Püffe versetzen könnte, und widersetzte mich daher dieser ärztlichen Behandlung. Aber es war keine leichte Sache, aus den Klauen dieses alten Hexenmeisters zu kommen; er befestigte das arme Bein, als ob es etwas wäre, was er längst gesucht habe, und setzte unter dem Gemurmel einer Art von Zauberformel sein Prügeln und Stoßen so derb fort, daß ich bald verrückt geworden wäre; während Mehevi, etwa wie eine liebende Mutter ihr widerstrebendes Kind in dem Stuhl des Zahnarztes festhält, mich mit seiner mächtigen Umarmung zur Ruhe zwang und den Peiniger förmlich zur Fortsetzung seiner Torturen ermuthigte.
Fast rasend vor Wuth und Schmerz, kreischte ich wie ein Tollhäusler; während Tobias sich in allen Stellungen eines Modellstehers übte, und versuchte, die Eingebornen durch seine Zeichen und Geberden zur Vernunft zu bringen. Wer Tobias gesehen hätte, wie er aus Mitleid für meine Schmerzen, versuchte ihnen ein Ende zu machen, hätte ihn für das verkörperte Taubstummen-Alphabet halten können. Ob nun mein Peiniger den Bitten meines Begleiters nachgab, oder aus gänzlicher Erschöpfung aufhörte, weiß ich nicht; aber er brach plötzlich seine Bearbeitung meines Beines
Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben, 1. Theil. Gustav Mayer, Leipzig 1847, Seite 155. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Melville-Vier_Monate_auf_den_Marquesas-Inseln._Teil_1.djvu/165&oldid=- (Version vom 1.8.2018)