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Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben
1. Theil

und nachdem er dies gethan, schickte er einen Knaben, der eben neben ihm stand, mit einer Botschaft ab.

Nach wenigen Augenblicken kehrte das Bürschchen mit einem alten Insulaner zurück, den man für den leibhaftigen Hippokrates hätte halten können. Sein Kopf war so kahl, wie die polirte Oberfläche einer Cocosschale, und sah einem solchen Gefäß sowol an Farbe, wie an Glätte ähnlich, während ein silberweißer Bart fast bis auf seinen Gürtel von Baumrinde herabhing. Ein Reif von geflochtenen Omooblättern umschloß seine Schläfe und war zum Schutze seines schwachen Auges gegen die Sonne bis auf die Augenbrauen hinabgedrückt. Seine schwankenden Schritte unterstützte er mit einem langen dünnen Stabe, ähnlich dem Zauberstabe eines Zauberers auf der Bühne, und in einer Hand trug er einen, aus einem Cocosblatte frisch gefalteten Fächer. Ein weites Gewand von Tappa, hing lose von seinen Schultern herab um die gebeugte Gestalt und erhöhte die Ehrwürdigkeit seiner Erscheinung.

Mehevi grüßte diesen Greis und winkte ihm mit der Hand, sich zwischen uns zu setzen, entblößte dann mein Bein und hieß ihn es untersuchen. Der Arzt sah aufmerksam erst mich, dann Tobias an, und machte sich endlich an’s Werk. Nachdem er das kranke Glied genau besehen hatte, fing er an es zu betasten; dabei glaubte er wahrscheinlich, daß die Krankheit jedes Gefühl aus demselben

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Herman Melville Übersetzt von Rudolph Garrigue: Vier Monate auf den Marquesas-Inseln oder ein Blick auf Polynesisches Leben, 1. Theil. Gustav Mayer, Leipzig 1847, Seite 154. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Melville-Vier_Monate_auf_den_Marquesas-Inseln._Teil_1.djvu/164&oldid=- (Version vom 1.8.2018)